Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Variationen zum Leierkasten

Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin
Vetter Michel ruckt die Spille,
Greift sein Weibchen unter’s Kinn;
Nimmt das Amtsblatt, streckt die Glieder
Und spricht gahnend: ‘s ist schon Zehn
Morgen kochst du Klobe wieder;
Lab’ uns jetzt zu Bette gehn.

Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Doctor Bos legt ab die Brille,
Denkt des Tages Hochgewinn;
Einer Ode von Horazen
Gab er neuen Commentar;
Froh bringt er, nach den Strapatzen,
Morpheus nun sein Opfer dar.

Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Vor der alten Hauspostille
Sitzt die fromme Kupplerin;
Von Theater-Liebsgeschichtchen
Kehret heim der Intendant;
Druben ist das Dreierlichtchen
Beim Studenten abgebrannt.

Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Des Ministers letzter Wille
Zeugt von hochst loyalem Sinn:
Hundert Schriften sind verboten,
Sagt das neue Abendblatt;
Auch find’t kunftighin bei Todten
Nur censirtes Reden Statt.

Guter Mond, du gehst so stille
Ueber Deutschlands Fluren hin!
Seine Durchlaucht liest Pasquille
Auf Hochst Ihre Buhlerin;
Dafur macht er null und nichtig,
Was die Stande woll’n und thun;
Denkt noch der Parade fluchtig,
Und geruhet dann zu ruhn.

Guter Mond, du gehst sehr stille
Ueber’s stille Deutschland hin!
Zirpen hort man schon die Grille;
Stumm ist jeder Lebenssinn.
Selbst die Orgeltone rasten,
Weil ihr Herr nicht drehen will,
Und der deutsche Leierkasten
Steht auf ein’ge Stunden still.

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Variationen zum Leierkasten - ADOLF GLASSBRENNER