Weihnacht
Ob hoch, ob nieder wir geboren,
so wie uns antritt das Geschick,
so geht der frohe Kindesblick,
das Kinderherz geht uns verloren.
Zerstoben bis auf wenige Reste
ist der Erinnerung Gewalt,
abwagend stehen wir und kalt
selbst vor des Jahres schonstem Feste.
Wir stehn vor einem toten Baume,
gemordet an des Waldes Rand,
geschmuckt mit Flitter und mit Tand,
gar ungleich unserm Kindheitstraume,
Doch sturzet dann herein zur Schwelle
die kleine schar mit Jubelschrei,
dann schleicht auch uns in Herz dabei
der Weihnachtslieder frohe Helle.
Dem allen, was mit scharfem Sinnen
du an den Dingen dir erschliebt
und was du wagst und zahlst und misst,
dem labt kein Gluck sich abgewinnen!
Drum lab das Kritteln und Verneinen,
und lautern Herzens sei bereit,
zur frohen sel’gen Weihnachtszeit
dem Kinderjubel dich zu einen.
Erfasse ganz des Glaubens Fulle,
der deine Kindheit einst durchweht,
vom Gott, der hilfbereit entsteht,
in armer, durft’ger Menschenhulle.
Der Heiland wallt allzeit auf Erden,
das glaube felsenfest und treu,
nur freilich mub er stets aufs neu
in jeder Brust geboren werden.