Die Herzenskundiger
Oft singt ein hohes Lied vom Weine,
Das selbst der Kenner Ohr bestrickt,
Ein Mann, dem nie gewankt die Beine
Und den nur dunnes Bier erquickt.
Und oft, die engste dieser Welten
Zertrummernd, freie Liebe singt
Ein Mann, dem nachts der Gattin Schelten
Sein Jungstes in die Arme zwingt.
Und wer im Fruhrot erst die Kammer
Betritt, in treuer Freund’ Geleit,
Der singt sonach in seinem Jammer
Den Hymnus der Enthaltsamkeit.
Und mancher bis an die Gestirne
Der Frauen Reinheit preisend hebt,
Der in den Armen einer Dirne
Soeben wild die Nacht durchlebt.
Moral lobpreist der satte Sunder,
Der Darbende besingt Genub;
Es sind von je des Herzens Kunder:
Das Sehnen und der Ueberdrub!
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