Das heiltum
In der alment des Stollen.
1.
Zu Meidenburg ein kaufman sab,
an gut mechtig und reich,
neben im sein gefatter was,
der im vor jaren gleich
gewesen war an gut und hab,
der aber ietz abnam von tag zu tage.
Sein unheusliches weib das macht
und sein bos hausgesint,
auf welches er het gar kein acht,
war sam darob erblint,
merkt nicht, das er darvon nam ab;
eins mals tet er seinem gfattren die frage:
“Mein lieber gfatter saget mir,
wie das ir euch mert, und ich tu abnemen?
furen doch gleichen handel wir!”
der gfatter aber wolt in nit beschemen
und zu im: “lieber gfatter!” sprach:
“wibt, ich hab ein heiltum,
das ich im haus in alle gmach
dreimal am hals trag alle tag herum.
2.
Drum nem ich zu von tag zu tag.”
der arm sprach: “leiht mir das
heiltum, das ich es auch umtrag,
ob es mir ging dest bas.”
der reich ein haselnus balt nam
und uberzogs mit einer roten seiden
Und leiht sie seim gfattren nachmals,
der nams mit freuden an
und hing das heiltum an sein hals,
tet mit im haus umgan.
als er mit in den keller kam
und sach die fab, umfieng in grob herzleiden,
Wie man verschutt het bier und wein.
balt er die schlubel alle heisch,
fand auch in der speiskamer sein
hart schimlich brot, erstunken fleisch
fand in der kuchen ungespult
pfannen, schubel, teller,
sam hetten die seu drin gewult,
verwust, zerbrochen all ding hin und her.
3.
Int werkstat und schreibstuben kam,
fand als unfletig gar,
in dem kam er ins gwelb und kram,
fant vil verpofelt war,
ging darnach in die kamer sein,
fant die federbet butzet und zerriben.
In der ehalten kamer funt
er vil abtragen ding;
auf dem boden fand er zu grunt
koren und habern gring,
fand in all gmachen grob und klein,
das man sein gut unfleibig ein tet schliben,
Sach wol, das weib, kint, magt und knecht
heten verderbt mit dem bosen haushalten.
nach dem sah auf sein handel recht,
tet auch sein haus selber fleibig verwalten.
darum wer reich wil sein am gut,
auf sein ding sehen sol;
dan das alt sprichwort sagen tut:
des herren fub dunget den acker wol.