Der Aufbruch Die Flucht – Zwiegesprach
Mein Gott, ich suche dich. Sieh mich vor deiner Schwelle knien
Und Einlab betteln. Sieh, ich bin verirrt, mich reiben tausend Wege fort ins Blinde,
Und keiner tragt mich heim. Lab mich in deiner Garten Obdach fliehn,
Dab sich in ihrer Mittagsstille mein versprengtes Leben wiederfinde.
Ich bin nur stets den bunten Lichtern nachgerannt,
Nach Wundern gierend, bis mir Leben, Wunsch und Ziel in Nacht verschwunden.
Nun graut der Tag. Nun fragt mein Herz in seiner Taten Kerker eingespannt
Voll Angst den Sinn der wirren und verbrausten Stunden.
Und keine Antwort kommt. Ich fuhle, was mein Bord an letzten Frachten tragt,
In Wettersturmen ziellos durch die Meere schwanken,
Und das im Morgen kuhn und fahrtenfroh sich wiegte, meines Lebens Schiff zerschlagt
An dem Magnetberg eines irren Schicksals seine Planken. –
Still, Seele! Kennst du deine eigne Heimat nicht?
Sieh doch: du bist in dir. Das ungewisse Licht,
Das dich verwirrte, war die ewige Lampe, die vor deines Lebens Altar brennt.
Was zitterst du im Dunkel? Bist du selber nicht das Instrument,
Darin der Aufruhr aller Tone sich zu hochzeitlichem Reigen schlingt?
Horst du die Kinderstimme nicht, die aus der Tiefe leise dir entgegensingt?
Fuhlst nicht das reine Auge, das sich uber deiner Nachte wildste beugt –
O Brunnen, der aus gleichen Eutern trub und klare Quellen saugt,
Windrose deines Schicksals, Sturm, Gewitternacht und sanftes Meer,
Dir selber alles: Fegefeuer, Himmelfahrt und ewige Wiederkehr –
Sieh doch, dein letzter Wunsch, nach dem dein Leben heibe Hande ausgerenkt,
Stand schimmernd schon am Himmel deiner fruhsten Sehnsucht aufgesteckt.
Dein Schmerz und deine Lust lag immer schon in dir verschlossen wie in einem Schrein,
Und nichts, was jemals war und wird, das nicht schon immer dein.