Am Ufer bin ich gangen
Am Ufer bin ich gangen,
Sie schifften auf dem See,
Mein Herz war voll Verlangen,
Ich trug ein heimlich Weh;
Ein Weh, ein Wohl zu sein
So ganz allein, allein, allein!
Ich hab hinaus getragen
Mein Herz, und der es liebt,
Der mub zu Haus verzagen,
Der ist zum Tod betrubt,
Und hort die Turtel schreien
So ganz allein, allein, allein!
So ging ich wohl zwei Stunden,
Und ob ich sein gedacht
Nur wenige Sekunden,
Das hull ich in die Nacht
Des stummen Herzens ein
So ganz allein, allein, allein!
Es sturmt, der See schlagt Wellen,
Unheimlich saust der Wind,
Nie will ich mich gesellen,
Ich wirres, irres Kind,
Dem, der mich liebt mit Pein
So ganz allein, allein, allein!
Und sollt er auch erblinden
In seiner Tranen Flut,
Nie will ich mich verbinden,
Dem ich am Herz geruht;
Stirbt er, grabt mir ihn ein
So ganz allein, allein, allein!
Schon zittern ihm die Schmerzen
Um das gebrochne Herz
Gleich stillen Totenkerzen;
Ich lab ihn, reibt der Schmerz
Ihm gleich durch Mark und Bein,
So ganz allein, allein, allein!
Es war sein ganzes Leben
Im bittern Weh vergluht,
Da hab ich ihn umgeben,
Da ist er neu erbluht;
Mein ist er, ich nicht sein
So ganz allein, allein, allein!
Wohin, wohin mich wenden?
Ich armes Waiselein,
Von allen Felsenwanden
Hor ich das Echo schrein,
Arm Kind, o du mubt sein
So ganz allein, allein, allein!
Die Wellen sind Gesellen,
Die Voglein zwei und zwei,
In Ufern gehn die Quellen,
Sein Echo hat mein Schrei,
Und ruft vom Felsenstein
So ganz allein, allein, allein!
Viel bin ich umgezogen,
Hab redlich angeblickt,
War liebevoll gewogen,
Hab freundlich zugenickt!
Die Wahrheit lieb der Schein
So ganz allein, allein, allein!
Und wem ich bot zu trinken,
Der ward so schwer berauscht,
Er lieb den Becher sinken,
Und hat ihn leicht vertauscht,
Den Zauberbecher mein
So ganz allein, allein, allein!
Du einsam Kreuz am Pfade!
Scheu blicke ich hinan,
O suber Herr der Gnade
Blick doch dein Schaflein an!
Treib treuer Hirt mich ein
Bald ganz allein, allein, allein!
Da spricht’s: Tu keinem andern,
Was dir nicht soll geschehn,
Willst du nicht einsam wandern,
So lab nicht einsam stehn,
Lab nicht, willst du nicht sein
So ganz allein, allein, allein!
Will keiner mir begegnen
Auf diesem oden Pfad,
Soll ich die Welt gesegnen,
Verlassen am Gestad?
Da schallt ein Tritt – es naht
Wer ist’s? – sein will ich sein
So ganz allein, allein, allein!
Sag liebrer Wandrer, bist du’s,
So biete mir gut Zeit.
“Gelobt sei Jesus Christus!”
– In alle Ewigkeit.
Ach ja, wenn es soll sein
So ganz allein, allein, allein!
In Trauer begonnen,
In Reue vollendet
Zum Kreuz gewendet
Mit Tranen beronnen.