An eine junge Autographensammlerin
Vorbei ist mir die Maienzeit,
Das Haar beginnt zu ergrauen,
Ihr gonnt mir nimmer Lust noch Leid,
Ihr holden Madchen und Frauen,
Nun thut schon meinem Herzen wohl,
Wenn eine schmeichelnd es stammelt,
Dab ich paar Zeilen schreiben soll,
Da Autographe sie sammelt.
Mir ist’s, als ob ein Epitaph
Ich schriebe auf meine Jugend:
“Hier ruhet sanft ein Herz, das brav
Versammelt wurde zur Tugend.”
Ich fuhl’ mich so beengt dabei,
Wie ‘n Fisch im holzernen Zuber. –
Ich schliebe
Wien am zweiten Mai
Ergebenst
L. Anzengruber
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