Die groste Beschwerlichkeit, die Liebe
1.
Mit Lieben ist es so beschaffen:
du must dich offters lassen straffen,
dein Ernst mub Spott und Tohrheit sein.
Du must dich so, bald anders stellen.
Redtstu vom Himmel, sie spricht: Nein,
so mub es sein der Schlund der Hollen.
2.
Kein ruhig Leben kanstu fuhren,
du must dich selbst in dir verlieren,
must lebend-todt, todt-lebend sein.
Du darffst nicht, was dir gut dunkt, sagen,
bewahrstu dab und sie spricht Nein,
so mustu bald dein Wort verschlagen.
3.
Dein Tag vergeht in Noth und Plagen,
die Nacht verschwindet dir mit Klagen,
du kanst nicht schlaff-nicht wachend sein,
hastu dich eins der Lieb’ ergeben
und meinest froh zu sein. Ach nein!
die Lieb’ ist dir ein Marterleben.
4.
Offt mustu vor die Pforten nachten,
must Regen, Frost und Schnee verachten,
must leiden und geduldig sein.
Hort sie dich an mit tauben Ohren;
sey nicht verdrieblich, Nein ach nein.
Verdrub hat manchen Raub verlohren.
5.
Der Neider Zungen mustu lachen,
must allzeit dich Politisch machen,
in alle Sattel eben sein.
Fragt iemand, ob du diese liebest,
so mustu sagen: Nein ach nein,
dab du dich nicht mit ihr betrubest.
6.
Was ihr gefallet, mustu preisen
und iederzeit dich so erweisen,
dab du nicht ihr mogt widrig sein.
Hastu von ihr was fliegen lassen,
und sie befragt dich. Antwort: Nein,
damit sie dich nicht moge hassen.
7.
Spielt sie: so lab sie nicht verlieren,
nur dir wil der Verlust gebuhren.
Dein Beutel mub stets offen sein,
durch Lieben kann man wenig haben:
kein Krosus wirstu werden. Nein,
die Jungfern lieben Gold und Gaben.
8.
Heist sie dich spottlich von sich gehen,
so mustu lernen Scherz verstehen,
must dumm und unempfindlich sein.
Auff ihr Verachten, Schimpf und Schelten
mustu nicht zurnen. Nein ach nein!
die Lieb’ ist sonder Sturme selten.
9.
Der Hoffnung, Sorge, Furcht und Sehnen
durffstu dich nimmer abgewehnen,
must nimmer frey und deine sein.
Drumb wil ich nun vom Lieben lassen.
solt’ ich es konnen! Nein, ach nein!
Wer kann die lieben Jungfern hassen?