Das Volkslied
Wach auf, wach auf, du deutscher Wald:
Lab deinen Sang nicht schweigen!
Ich such und such, ob sich wohl bald
ein Kehlchen moge zeigen.
Der Haher schreit am Wasserfall;
der Ammer zankt im Ried,
doch wo, wo bleibt die Nachtigall
und wo der Drossel Lied?
Horst du denn nicht der Äxte Schlag
durchs Heiligtum erschallen,
und siehest du nicht Tag fur Tag
die Saulen niederfallen?
Berechnend tritt der Tod heran,
vor dem das Leben flieht,
und wenn es stirbt und schwindet, dann
stirbt mit ihm auch das Lied.
Wach auf, wach auf im Dichterwald,
du Sang, der einst erklungen!
Wirst du im neuen Reich nicht bald
auch wieder neu gesungen?
Ich such den klaren, warmen Ton,
der durch die Herzen zieht.
Der Worte gibt es Legion;
wo aber bleibt das Lied?
Siehst du denn nicht die heilge
Kunst Ins Ausland betteln gehen,
weil um der Magdalenen Gunst
die hagern Dichter flehen?
Such nicht, such nicht nach Liebesdank
bei der, die man verriet,
denn ist des Volkes Seele krank,
krankt auch des Volkes Lied.