Auf das Ableben Ihrer Maj. der Konigin in Pohlen
Lab, Furstin! lab noch einen Strahl
Aus Salems Stern-Gewolben schiessen,
Und sieh, wie viel hier Thranen fliessen,
Und sieh Dein hohes Ehrenmahl!
Dein Sachsen, Dein besturtztes Meiben,
Erstaunt bey Deiner Todten-Grufft;
Das Auge thrant, die Zunge rufft:
Mein Schmertz mub unaussprechlich heiben.
Hier klagt August, der Printz, das Land,
Der Adel achzt, der Burger trauert,
Wie hat Dich nicht das Volck bedauert,
Sobald es Deinen Fall empfand?
Verstummt! verstummt ihr holden Seyten!
Kein Thon vermag der Lander Noth,
Um ihrer theuren Mutter Tod,
O Schmertzens-Wort! recht anzudeuten.
Der Glocken bebendes Gethon,
Soll der betrubten Seelen Schrecken,
Durch ihr geschwungnes Ertz entdecken,
Und uns durch Marck und Adern gehn.
O konnte nur ihr banges Klingen,
Davon das Ohr uns taglich gellt,
Der gantzen Europaer-Welt,
Ein Zeugnib unsers Jammers bringen!
Wie starb die Heldin so vergnugt!
Wie muthig hat Ihr Geist gerungen,
Bis Sie des Todes Arm bezwungen,
Noch eh er Ihre Brust besiegt.
Ihr Leben lieb die Kunst zu sterben
In unverruckter Ubung sehn:
Unmoglich konnt es dann geschehn,
Sich vor dem Tode zu entfarben.
Ach seelig! wessen grosser Geist,
Sich uber die Natur erhebet,
Vor Grufft und Sargen nicht erbebet,
Wenn ihn sein Schopfer scheiden heibt.
An Dir, Du Muster Grosser Frauen,
An Dir, erhabne Konigin,
An Dir, Du Glaubens-Pflegerin,
War dieser Grobmuth Bild zu schauen.
Der Ewigkeit Saphirnes Haus
Zieht Deiner heitern Augen Blicke,
Von der verschmahten Welt zurucke,
Und tilgt der Erden Denckbild aus.
Dein heller Glantz, gleicht hundert Sonnen,
Ein Licht das unsern Tag zur Nacht
Und unsre Sonne finster macht,
Hat Dein verklartes Haupt gewonnen.
Was Wunder ists? Du bist es werth,
Du Furbild aller Koniginnen!
Du mustest allen Schmuck gewinnen,
Der Deine Scheitel itzt verklart.
Nun stehst Du vor des Lammes-Throne,
Verschmahst des Purpurs Eitelkeit
Vor Deiner Unschuld Perlen-Kleid,
Und spottest der verlabnen Krone.
So weit der volle Weichsel-Strand,
Der Niester und die Warte fliesset,
So weit sich Elb und Muld ergiesset,
Erhebt dich beydes Stadt und Land.
Dein Torgau geht im Trauer-Kleide,
Dein Pretsch wird krafftlob, starr und matt;
Denn da es Dich verlohren hat,
Verliert es seiner Augen Weide.
Doch Konigin! Du stirbest nicht,
Man weib was man an Dir besessen,
Die Nachwelt wird Dich nicht vergessen,
Bib dieser Weltbau einst zerbricht.
Ihr Dichter, schreibt! wir wollens lesen:
Sie ist der Tugend Eigenthum,
Der Unterthanen Lust und Ruhm,
Der Koniginnen Preis gewesen.