Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Hoch aus dem blauen Himmelszelt
Viel tausend Sterne schauen,
Sehnsuchtig glanzend, grob und klug
Wie Augen von schonen Frauen.
Sie blicken hinunter in das Meer,
Das weithin uberzogen
Mit phosphorstrahlendem Purpurduft;
Wollustig girren die Wogen.
Kein Segel flattert am Sklavenschiff,
Es liegt wie abgetakelt;
Doch schimmern Laternen auf dem Verdeck,
Wo Tanzmusik spektakelt.
Die Fiedel streicht der Steuermann,
Der Koch, der spielt die Flote,
Ein Schiffsjung schlagt die Trommel dazu,
Der Doktor blast die Trompete.
Wohl hundert Neger, Manner und Fraun,
Sie jauchzen und hopsen und kreisen
Wie toll herum; bei jedem Sprung
taktmassig klirren die Eisen.
Sie stampfen den Boden mit tobender Lust,
Und manche schwarze Schone
Umschlingt wollustig den nackten Genob –
Dazwischen achzende Tone.
Der Buttel ist maître des plaisirs,
Und hat mit Peitschenhieben
Die lassigen Tanzer stimuliert,
Zum Frohsinn angetrieben.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng!
Der Larm lockt aus den Tiefen
Die Ungetume der Wasserwelt,
Die dort blodsinnig schliefen.
Schlaftrunken kommen geschwommen heran
Haifische, viele hundert;
Sie glotzen nach dem Schiff hinauf,
Sie sind verdutzt, verwundert.
Sie merken, dab die Fruhstuckstund
Noch nicht gekommen, und gahnen,
Aufsperrend den Rachen; die Kiefer sind
Bepflanzt mit Sagezahnen.
Und Dideldumdei und Schnedderedeng –
Es nehmen kein Ende die Tanze.
Die Haifische beiben vor Ungeduld
Sich selber in die Schwanze.
Ich glaube, sie lieben nicht die Musik,
Wie viele von ihrem Gelichter.
Trau keiner Bestie, die nicht liebt
Musik! sagt Albions grober Dichter.
Und Schnedderedeng und Dideldumdei –
Die Tanze nehmen kein Ende.
Am Fockmast steht Mynher von Koek
Und faltet betend die Hande:
“Um Christi willen verschone, o Herr,
Das Leben der schwarzen Sunder!
Erzurnten sie dich, so weibt du ja,
Sie sind so dumm wie Rinder.
Verschone ihr Leben um Christi willn,
Der fur uns alle gestorben!
Denn bleiben mir nicht dreihundert Stuck,
So ist mein Geschaft verdorben.”