Was ist es an der Zeit?
1
Im Mittagsglast, auf des Gebirges Grat,
Schlief unter alten Fichten mud ich ein;
Ich schlief und traumte bis zum Abendschein
Von leerem Hoffen und verlorner Tat.
Schlaftrunken und verwirrt erwacht ich spat.
Gerotet war des Urbergs hart Gebein,
Gerotet seiner Lenden Busch und Stein,
Der Himmel war wie eine blut’ge Saat!
Mir aber schien der Tag nun aufzugehn;
Ich hielt die Glut fur lichtes Morgenrot
Und harrte auf der Sonne Auferstehn.
Doch Berg um Berg versank in Schlaf und Tod,
Die Nacht stieg auf mit graulich stillem Wehn,
Und mir im Herzen war es kalt und tot!
2
So werd ich manchmal irre an der Stunde,
An Tag und Jahr, ach, an der ganzen Zeit!
Sie gart, sie tost, doch mitten auf dem Grunde
Ist es so still, so kalt und zugeschneit!
Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut,
Die Zukunft preisend mit beredtem Munde?
Es rollt heran und schleudert weit, o weit!
Zuruck euch, ihr versinkt im alten Schlunde!
O hatt den Hammer ich des starken Thor,
Auf das Jahrhundert einen Schlag zu fuhren,
Ich schlug sein morsches Zeigerblatt zu Trummern!
Tritt denn kein Uhrenmacher kuhn hervor,
Die irre Zeit mit Macht zu regulieren?
Soll sie denn ganz in Staub und Rost verkummern?