Українська та зарубіжна поезія

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Das Weinjahr

Rustet die Kelter, die Kufen und Tonnen,
Denn es vergluhet ein seltenes Jahr!
Schon naht der Herbst und es glastet die Sonne
Wie sie geglastet den Sommer entlang!

Hort, im Gebirge, was Zeichen geschehen!
Gletscher, sie ebben wie Meere zuruck,
Ihre blaugrunen Gewolbe zerschmelzen,
Grotten und Spalten so tief und so kuhl!

Trocken enthullen sich felsige Grunde,
Die seit Jahrtausenden keiner geschaut,
Und aus der tiefsten und engsten der Klufte
Leuchten gebleichte Gebeine herauf.

Knochen des riesigen Vorweltsbaren
Liegen gebrochen wie sprodes Glas,
Aber dazwischen die Rippen und Rohren
Eines in Waffen verschollenen Manns.

Und die verrostete Panzerschale,
Auch ein zerfressenes spanisches Schwert
Kunden den Krieger aus traurigen Tagen
Einer in Leiden zerklufteten Welt.

Noch mit den samtlichen Zahnen gezieret
Starren die Kiefer im raumigen Helm,
Gleich einem Spielzeug neben des wilden
Baren gewaltigem Kopfgestell.

Sehet! Unbandig schwellen die Trauben –
Rustet die Kelter und rustet den Krug –
Jegliche Beer’ eine sonnige Klause,
Drinnen ein Glutelf brauet die Flut!

Zwei friedlose Gesellen, schlafen
Jene in ewigen Frieden entruckt;
Aber die Wut und das Wahnen und Wagen
Halt noch die duldenden Lufte erfullt.

Rustet die Tonnen! Umfanget den starken
Reisigen Wein mit eisernem Band!
Manner zerbricht er den stammigen Nacken,
Sturzet sie jahlings in Jammer und Qual!

Fullet die Kruge, doch trinket den Frieden,
Trinket das Licht, das dem Himmel entstrahlt!
Bindet die Herzen mit eisernem Willen,
Dass ihr entrinnet dem todlichen Fall!

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Das Weinjahr - GOTTFRIED KELLER