Українська та зарубіжна поезія

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Das Nackte

Kalt bleibt dein Sinn, kalt bleibt dein bestes Streben,

Du gleichst dem Wurme, der verlassen wuhlt –

Begluckt nur, wer ein warmes Menschenleben

Mit seinen beiden Armen einst gefuhlt!

An dessen Herz ein ander Herz geschlagen,

An dessen Haupt ein ander Haupt gelehnt,

Der von dem Strom der Liebe fortgetragen

Zum Meere der Erfullung sich gesehnt.

Der Strom der Liebe wiegt auf blauen Wellen

Voruber dich an blumenreichem Strand;

Die Rose grubt den sturmischen Gesellen,

Ihm nickt die Rebe von der Felsenwand.

Doch weiter eilst du, bis gewalt’gen Flusses

Der Ozean vor deinen Augen blinkt,

Bis jauchzend im Orkane des Genusses

Dein Herz vernichtet in die Wogen sinkt.

Das ist die Taufe, draus ein neues Wesen

Begluckt entwandelt zu der Sonne Strahl.

Zum Liebling hat dich die Natur erlesen,

Ein ganzer Mensch warst du zum ersten Mal.

Der Augenblick, der Alles dir erschlossen,

Er ist’s, er stempelt dich sofort zum Mann;

Aus der Umarmung ist dir frisch entsprossen,

Worauf die Keuschheit tausend Jahre sann!

Der das Erhabenste zu meibeln dachte,

Dem weisen Griechen, ihm gelang es nur:

Als ihm der Nacktheit suber Zauber lachte,

Die Fulle der entschleierten Natur.

Und wie das Bild, dem Marmor losgewunden,

So strahlt der Meister auch durch alle Zeit,

Der Gottliches im Menschen nur gefunden

Und Sitte nur in reiner Sinnlichkeit.

Das oft geweint mit weinenden Madonnen,

Ein Auge, das durchflog der Dome Chor:

Es mag sich freudig auch im Glanze sonnen

Des Heitern und der Reize frischem Flor.

Was bei der Nacht geheimnisvoller Feier

Dein Gott, dein Leben und dein Liebstes war:

Lab es beseelen Meibel auch und Leier

Und sich gestalten nackt und frei und klar.

Zum Schatten wandelt es das beste Leben,

Es hat den kuhnsten Adler schon gelahmt,

Wenn sich die Kraft in ihrem vollsten Streben

Erzitternd der Naturlichkeit geschamt.

Wie die Natur in ihrer ew’gen Schone,

In edler Nacktheit schimmert nur allein,

So mogen ihre Tochter auch und Sohne

Nicht furchten, sinnlich, wie sie sind, zu sein.

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Das Nackte - GEORG WEERTH