Der Aufbruch Die Spiegel – Die Befreiung
Da seine Gnade mir die Binde von den Augen schlob,
Troff Licht wie Regen brennend. Land lag da und bluhte.
Ich schritt so wie im Tanz. Und was davor mich wie mit Knebeln muhte,
Fiel ab und war von mir getan. Mich uberflob
Das Gnadenwunder, unaufhorlich quellend – so wie junger Wein
Im Herbst, wenn sie auf allen goldnen Hugeln keltern,
Und rings die Hange nieder Saft aufspritzt und flammt in den Behaltern,
Flammte vor mir die Welt und ward nun ganz erst mein
Und meines Odems Odem. Jedes Ding war neu und gieng
In tiefer Herzenswallung mir entgegen, sich zu schenken, so wie am Altar,
Des Opfers freudig, ganz in Gluck gekleidet. Und in jedem war
Der Gott. Und keines war, darauf nicht seine Gute so wie Hauch um reife Fruchte hieng.
Mir aber brach die Liebe alle Turen auf, die Hochmut mir gesperrt:
In Not Gescharte, Bettler, Saufer, Dirnen und Verbannte
Wurden mein lieb Geschwister. Meine Demut kniete vor dem Licht, das fern in ihren Augen brannte,
Und ihre rauhen Stimmen schlossen sich zum himmlischen Konzert.
Ich selbst war dunkel ihrem Leid und ihrer Lust vermengt – Welle im Chor
Auffahrender Chorale. Meine Seele war die kleine Glocke, die im Dorfkirchhimmel der Gebetehieng
Und selig lautend in dem Überschwang der Stimmen sich verlor
Und ausgeschuttet in dem Tausendfachen untergieng.