Українська та зарубіжна поезія

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Der Aufbruch Die Spiegel – Die Befreiung

Da seine Gnade mir die Binde von den Augen schlob,

Troff Licht wie Regen brennend. Land lag da und bluhte.

Ich schritt so wie im Tanz. Und was davor mich wie mit Knebeln muhte,

Fiel ab und war von mir getan. Mich uberflob

Das Gnadenwunder, unaufhorlich quellend – so wie junger Wein

Im Herbst, wenn sie auf allen goldnen Hugeln keltern,

Und rings die Hange nieder Saft aufspritzt und flammt in den Behaltern,

Flammte vor mir die Welt und ward nun ganz erst mein

Und meines Odems Odem. Jedes Ding war neu und gieng

In tiefer Herzenswallung mir entgegen, sich zu schenken, so wie am Altar,

Des Opfers freudig, ganz in Gluck gekleidet. Und in jedem war

Der Gott. Und keines war, darauf nicht seine Gute so wie Hauch um reife Fruchte hieng.

Mir aber brach die Liebe alle Turen auf, die Hochmut mir gesperrt:

In Not Gescharte, Bettler, Saufer, Dirnen und Verbannte

Wurden mein lieb Geschwister. Meine Demut kniete vor dem Licht, das fern in ihren Augen brannte,

Und ihre rauhen Stimmen schlossen sich zum himmlischen Konzert.

Ich selbst war dunkel ihrem Leid und ihrer Lust vermengt – Welle im Chor

Auffahrender Chorale. Meine Seele war die kleine Glocke, die im Dorfkirchhimmel der Gebetehieng

Und selig lautend in dem Überschwang der Stimmen sich verlor

Und ausgeschuttet in dem Tausendfachen untergieng.

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Der Aufbruch Die Spiegel – Die Befreiung - ERNST STADLER
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