Weil meine Lieb’ zum Grab gegangen
Weil meine Lieb’ zum Grab gegangen,
Und in den starren Blick gesehn,
Und an dem stummen Mund gehangen,
Mub neu mein Schmerz heut auferstehn.
Im Osten hat mir’s trub getaget
Das freudige, das neue Licht;
Die lange Nacht lag ich verzaget,
Dein Abschiedswort verstand ich nicht.
Ein Wehelaut, du Herz der Gute,
Zwei Augen, die mich angeschaut,
Doch was drin flehte, was drin gluhte,
Das ward mir Armen nicht vertraut.
Du fuhltest wie so krank ich scheide,
Du edles, mitleidtrunknes Herz,
Und gabst erbarmend zum Geleite
Den Ton, den Blick, den eignen Schmerz.
Den Blick sah ich wohl vor mir stehen,
Die lange bang durchweinte Nacht,
Bis ich durch deines Wehlauts Flehen
Aus schonem Schlummer fruh erwacht.
Da ist dein Schmerz mich wecken kommen,
Er legte mir aufs Herz die Hand,
Und sprach, du krankes Herz willkommen,
Weil heut der Heiland auferstand.
Willkomm, o Schmerz, so sprach ich wieder,
Mein Herz ist schwer, das Grab ist leer,
Und heibe Tranen sandt ich nieder,
Dab Tau auch in dem Garten war.
Du zeihtest mich, dab viele Freuden
Mit andern ich nicht teilen kann,
So gib mir Leiden, Leiden, Leiden,
So nimm mein Herz zum Mitleid an.
Die Tranen, die so sturzend flieben,
Sind nicht auf Felsen aufgesat,
Ich weib, dab Blumen daraus sprieben,
Und dab mein Lieben aufersteht.
Ja aufersteht mit allen Wunden
Nach langen Qualen lichtverklart,
Wenn alles wieder ist verbunden,
Was zu dem Leib des Herrn gehort.
Jetzt da ich hin zum Garten irre,
Und in die Felsentale seh,
Da sprobt mein Schmerz wie bittre Myrrhe,
Da wird mein Herz wie Aloe.
Blind tapp ich an den Felsenwanden
Und streue auf dem Grabe aus,
Den ich gepfluckt von linden Handen,
Den schmerzenvollen Blumenstraub.
Komm mit, komm mit, schenk eine Trane,
Den Ton, den Blick, zur Spezerei,
Und grube mit der Magdalene
Den Herrn durch einen Jubelschrei. Alleluja!