Strabe
“Das Licht in uns ist zur Finsternis geworden; und die Finsternis, in der wir leben, ist furchtbar geworden.”
Tolstoi.
An duster ragenden Hauserwallen
Durch flammenbesate steinerne Schlucht
Branden die rasselnden Wagen, die Menschen –
Wie Wellen in klippiger Meeresbucht –
Der rote Vollmond taucht empor.
Die Menge wuhlt und drangt und stobt;
Jedweden kummert nur seine Not –
Wie auf dem Deck des lecken Schiffes,
Das in den Tod zu sinken droht –
Der rote Mond schaut duster drein.
Auf glattem Burgersteige kauert –
Gleichwie am Felsenriff das Wrack –
Ein Mann mit vorgesunknem Kopfe,
Zur Seite einen Lumpensack –
Der Vollmond blickt mit dustrer Glut.
Die Leute auf dem Burgersteige
Treiben vorbei und blicken kalt;
Die Pferdebahn beglotzt im Rollen
Mit grunem Auge die Gestalt –
Der rote Mond schaut duster drein.
Dort druben lockt die blutige Flamme
Dem Schnapswirt manchen Gast ins Haus;
Und offnet sich die dunstige Schenke,
Dringt Schelten und Gejohl heraus –
Der Vollmond blickt mit dustrer Glut.
Des Handelshauses Fensterreihe
Ist noch vom Gaslicht grell erhellt;
Papier und Pult und blasse Schreiber;
Der Chef durchzahlt des Tages Geld –
Der Vollmond blickt mit dustrer Glut.
Nun heult vom Hofe die Maschine
Zur Vesper; da entlabt das Thor
Viel arbeitsmatte Blusenmanner;
Nur der Fabrikschlot stobt empor
Zum roten Monde schwarzen Rauch.
Ein wurdiger Burger kommt geschritten,
Den Lump am Steige trifft sein Blick;
Entrustet mit dem Kopfe schuttelnd
Geht er zu Bier und Politik –
Und zornrot gluht der volle Mond.