Naturverschwisterung
Wie ein gezaumter Renner
Mit weiten Nustern lauscht,
Wenn frei durch Grases Wogen
Der Bruder Rudel rauscht:
So horcht mein Haupt und taucht
Vom Fenster in die Nacht,
Wenn drauben wilder Lufte
Sturmender Drang erwacht.
Da neigen sich und flustern
Willkommen Baum und Strauch,
Die heibe Stirn umschmeichelt
Des Regens kuhler Hauch,
Und aus der Blatter Rauschen,
Aus Sturmes wogendem Laut
Tont ruhrend eine Stimme
Geschwisterlich vertraut.
Da ist mir, als erwacht’ ich
Aus langem schweren Traum:
Ich bin ja euer Bruder,
Sturm, Regen, Fels und Baum.
Weh, dab ich mich verirrte
Von euch in fremdes Land,
Wo mich ein Fluch in banges
Gemauer halt gebannt!
Nun steh’ ich hier und breite
Die Arme sehnlich aus,
In Weh verloren lauschend
Dem lockenden Gebraus.
O konnt ich Zaubern lernen!
Ich sprach ein kraftig Wort,
Entrollte stolz den Mantel
Und flog’ im Sturme fort.
Related posts:
- An den Tod Halb aus dem Schlummer erwacht, Den ich traumlos getrunken, Ach, wie war ich versunken In die unendliche Nacht! Tiefes Verdammern […]...
- An eine Schlaferin Erwache, schone Schlaferin, Falls dieser Kub nicht zu bestrafen: Doch wenn ich dir zu zartlich bin, Schlaf, oder scheine mir […]...
- Monolog Konnt’ vollfuhren ich den Plan, Ausgedacht in Hasses Wahn, Wo die Welt verwandelt war’ In ein ungeheures Meer, Von so […]...
- Der Spruch In einem alten Buche stieb ich auf ein Wort, Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage […]...
- Rothe Wolken am Himmel Rothe Wolken am Himmel, In den Bergen der Fohn, Und ich freu’ mich, ja ich freu’ mich, Ist der Morgen […]...
- Der Kranke Der Kranke in seinem Bette, Wie schlief er so schwer und so bang, Als hin zu der schwulen Statte Der […]...
- Bruder Es lag schon lang ein Toter vor unserm Drahtverhau, die Sonne auf ihn gluhte, ihn kuhlte Wind und Tau. Ich […]...
- Schlafen, Schlafen Schlafen, Schlafen, nichts als Schlafen! Kein Erwachen, keinen Traum! Jener Wehen, die mich trafen, Leisestes Erinnern kaum, Dab ich, wenn […]...
- Der fruhe Tag Tag mit deinen kalten Blicken, Wie so fruhe bist du da! Meinen Traum hast du vertrieben, Ach den lieben Traum, […]...
- An den Wasserfall Ist das der Ort, wo sonst Entzyken Im sanften Schatten auf mich kam? Bist du es, Fels! wo aus den […]...
- An einen Freund Du, der so lang im Herzen mich geborgen Mit allen meinen gramlichen Gebrechen, Mit meinen hastig immer neuen Schwachen, Mit […]...
- Enttauschung Die junge Rose war erwacht In Sehnsuchtschwuler Mondennacht. “Bist du die Sonne! Du blaues Licht?” – Sie prebt voll Wonne […]...
- Ich hab im Traum geweinet Ich hab im Traum geweinet, Mir traumet, du lagest im Grab. Ich wachte auf, und die Trane Flob noch von […]...
- Lieder eines Sunders. 51. Auf Trьmmern Auszog ich: den Muskel gestrafft, den Blick So blitzend, so leuchtend, so helle! . . . Heim kehr’ ich – […]...
- Berlin II Der hohe Strabenrand, auf dem wir lagen, War weib von Staub. Wir sahen in der Enge Unzahlig: Menschenstrome und Gedrange, […]...
- Der Rubin Wie Heidehonig aus den Waben herbstsub in schweren Tropfen fliebt, erwuchs euch Buch um Buch – ihr liebt sie Bucher […]...
- Hyperion Ich kam zur heimat: solch gewog von bluten Empfing mich nie.. ein pochen war im feld In meinem hain von […]...
- Der letzte Baum So wie die Sonne untergeht, Gibt’s einen letzten Baum, Der, wie in Morgenflammen, steht Am fernsten Himmelssaum. Es ist ein […]...
- Auf ein schlummerndes Kind Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe, Wenn ich im Traum dich lacheln sehe, Wenn du ergluhst so wunderbar, Da […]...
- An die Mutter Ich hab gefehlt, und du hast es getragen, so manches Mal und, ach, so lang, so schwer. Wie das mich […]...
- Alles wird wertlos Als ich Abschied nahm von deinem Mund, Hielt mich noch dein Haar wie Arme fest; Ich ward stumm von der […]...
- Spaziergang am Herbstabend Wenn ich abends einsam gehe Und die Blatter fallen sehe, Finsternisse niederwallen, Ferne, fromme Glocken hallen: Ach, wie viele sanfte […]...
- Gedenke mein! Gedenke mein, wenn Morgenrot die Tore Zum Throngemach der Sonne leis erschliebt; Gedenke mein, wenn dir im Sternenflore Die feierstille […]...
- Lieder von Traum und Tod – 23 – Traum und Tod Glanz und ruhm! so erwacht unsre welt Heldengleich bannen wir berg und belt Jung und gross schaut der geist ohne […]...
- Das Mahrchen vom Reichthum und der Noth ‘S war einmal Bruder und Schwester: Der Reichthum und die Noth; Er schwelgte in tausend Genuben, Sie hatte kaum trocken […]...
- Rechtfertigung Jungst ward das Gold, das edle, hart gescholten, Die andern Erden schmahten es und riefen: Wir sind’s, in denen Baum […]...
- Silvesterabend Am letzten Tage des Jahres, Da dacht’ ich, wie mancher tot, Den ich bei seinem Beginne Noch lustig gesehen und […]...
- Der Wald Aus gruner Waldnacht ruft Gegurr der Tauben Bald nah bald fern. Der Sonne Lichter irren Ins Blatterdunkel. Kleine Vogel schwirren […]...
- Dunkle Fahrt Die alten Brunnen rauschten wie im Traum durch fernen Hall vertrauter Abendglocken und flossen weich ins Dunkel – das den […]...
- Die Sonne kommt Willkommen, Ritter Morgen! Vor deinem guldnen Haupt Entfliehn die Wolfe Sorgen, Die mir den Schlaf geraubt. Der Fels vor meiner […]...
- Was will ich mehr Was will ich mehr, als fluchtig dich erblicken? Was war ich, trug ich heiberes Verlangen? In welche Netze wurd ich, […]...
- Im Herbst Der Wald wird falb, die Blatter fallen, Wie od und still der Raum! Die Bachlein nur gehn durch die Buchenhallen […]...
- Am Abend des Ausmarsches Zum letzten Male kuss’ ich dich, Mein liebes Kind! und du, Zum letzten Male kusse mich Und thu’ die Aeuglein […]...
- Die Sonne Taglich kommt die gelbe Sonne uber den Hugel. Schon ist der Wald, das dunkle Tier, Der Mensch; Jager oder Hirt. […]...
- Gott und Alles An meinem Gott ich hange, Ihn halt’ ich, der mich halt. Nach nichts mich sonst verlange! Ist Alles schnode Welt. […]...
- Lieder eines Sunders. 18. Was frag ich Was frag’ ich nach Zeit und Stunde, Wenn an deiner Brust ich lieg’ – Wenn ich kьsse von deinem Munde […]...
- Der Tod Wenn alles mibgerat und ganz zersplittert sogar des Stolzes harte Ruhewiegen in armen Brocken mir zu Fuben liegen, wenn mich […]...
- Tod in ahren Im Weizenfeld, in Korn und Mohn, liegt ein Soldat, unaufgefunden, zwei Tage schon, zwei Nachte schon, mit schweren Wunden, unverbunden, […]...
- Teppich des Lebens – 10 – Der Tater Ich lasse mich hin vorm vergessenen fenster: nun tu Die flugel wie immer mir auf und hulle hienieden Du stets […]...
- Die Liebe der Feinde Nie will ich dem zu schaden suchen, Der mir zu schaden sucht. Nie will ich meinem Feinde fluchen, Wenn er […]...