Der Dollinger
Es ritt ein Turk aus Turkenland,
Er ritt gen Regensburg in die Stadt,
Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt.
Da ritt er vor des Kaysers Thur,
“Ist jemand hier, der komm herfur,
Der stechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr
Und dab dem Teufel die Seele war.”
Da waren die Stecher all verschwiegen,
Keiner wollt dem Turken nicht obliegen,
Dem leidigen Mann
Der so treflich stechen kann.
Da sprach der Kayser zorniglich:
“Wie steht mein Hof so lasterlich,
Hab ich kein Mann,
Der stechen kann
Um Leib und Seel, um Gut und Ehr,
Und dab unserm Herrn die Seele war?”
Da sprang der Dollinger hervor,
“Wohl um, wohl um, ich mub hervor,
An den leidigen Mann,
Der so treflich stechen kann.”
Die fuhrten gegen einander
Zwey scharfe Speer,
Das Eine ging hin, das Andere her.
Da stach der Turk den Dollinger ab,
Dab er an dem Rucken lag.
“O Jesu Christ steh mir jetzt bey,
Steck mir ein Zweig, sind ihrer drey.
Bin ich allein, und fuhr mein Seel ins Himmelreich.
Da ritt der Kayser zum Dollinger so behend,
Er fuhrt ein Kreutz in seiner Hand,
Er strichs dem Dollinger ubern Mund
Der Dollinger sprang auf, war frisch und gesund.
Da stach der Dollinger den Turken ab,
Dab er auf dem Rucken lag.
“Du beruhmter Teufel nun steh ihm bey.
Sind ihrer drey, bin ich allein
Und fuhr sein Seel in die bittere Pein.”