Lied des Einsiedels
Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall,
lab deine Stimm mit Freudenschall,
auffs lieblichste erklingen,
komm, komm, und lob den Schopfer dein,
weil andre Voglein schlaffen seyn
und nicht mehr mogen singen:
Lab dein Stimmlein
laut erschallen, dan vor allen
kanstu loben
GOTT im Himmel hoch dort oben.
Obschon ist hin der Sonnenschein,
und wir im Finstern mussen seyn,
so konnen wir doch singen,
von Gottes Gut und seiner Macht,
weil uns kan hindern keine Macht,
sein Lob zuvollbringen.
Drum dein Stimmlein
lab erschallen, dan vor allen
kanstu loben
GOTT im Himmel hoch dort oben.
Echo, der wilde Widerhall,
will seyn bey diesem Freudenschall,
und lasset sich auch horen,
verweist uns alle Mudigkeit,
der wir ergeben allezeit,
lehrt uns den Schlaff bethoren.
Drum dein Stimmlein
lab erschallen, dan vor allen
kanstu loben
GOTT im Himmel hoch dort oben.
Die Sterne, so am Himmel stehn,
sich lassen zum Lob Gottes sehn,
und Ehre ihm beweisen,
die Eul auch, die nicht singen kan,
zeigt doch mit ihrem Heulen an,
dab sie Gott auch thu preisen.
Drum dein Stimmlein
lab erschallen, dan vor allen
kanstu loben
GOTT im Himmel hoch dort oben.
Nur her, mein liebstes Vogelein,
wir wollen nicht die faulste seyn
und schlaffend ligen bleiben,
vielmehr bib dab die Morgenrot
erfreuet diese Walder od
in Gottes Lob vertreiben.
Lab dein Stimmlein
laut erschallen, dan vor allen
kannstu loben
GOTT im Himmel hoch dort oben.
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