Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Der Nachtschwarmer

Von heisser Lebenslust entgluht
Hab’ ich das Sommerland durchstreift,
Daruber ist der Tag verbluht
Und zu der schonsten Nacht gereift.
Ich steige auf des Berges Rucken
Zur Kanzel von Granit empor
Und beuge mich mit trunknen Blicken
In die entschlafne Landschaft vor.

Am andern Berge druben steht
Im Sternenschein der Liebe Haus,
Aus seinem offnen Fenster weht
Ein Vorhang in die Nacht hinaus:
Das ist furwahr ein luftig Gitter,
Das mir das Fraulein dort verschliesst,
Nur schade, dass mir armem Ritter
Der tiefe Strom dazwischen fliesst!

So will ich ihr ein Standchen bringen,
Das weithin durch die Lufte schallt,
Und spiele du zu meinem Singen,
O Geist der Nacht, auf Tal und Wald!
Den Wind lass mit den Tannen kosen,
Die wie gespannte Saiten stehn,
Und mit der Wellen fernem Tosen
Der Nachtigallen Chor verwehn!

Im Osten zieht ein Wetter hin,
Das stellen wir als Helfer an,
Wie leuchtend schwingt sein Tamburin
Am Horizonte der Titan!
Die Muhlen sind die Zitherschlager
Beim Wassersturz im Felsengrund;
Im Wagen fahrt mein Fackeltrager
Hoch vor mir her am Himmelsrund!

Nun will ich singen uberlaut
Vor allem Land, das grunt und bluht,
Es ist kein Turm so hoch gebaut,
Daruberhin mein Sang nicht zieht!
So eine kuhne Brucke schlagend,
Such’ ich zu ihrem Ohr den Weg;
Betritt im Traum das Seelchen zagend
Des wilden Larmers schwanken Steg?

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Der Nachtschwarmer - GOTTFRIED KELLER