An das Meer
Dich grubet noch das Land der Hesperiden
Im Untergang, mit Waldern, rot betaut,
Wenn von den Bergen weit auf deinen Frieden
Des stillen Herbstes grobes Auge schaut,
Und jede Nacht entzunden in den Steinen
Meergotter sich ein Feuer mit Gesang,
Wo Segel, die im Mondlicht fern erscheinen,
Ziehn wie ein Traum den Rand der Flut entlang.
Noch glanzet Joppe. Und noch schreiten immer
Die Frauen mit den Krugen aus dem Tor,
Wo deiner Buchten grober Rosenschimmer
Mit schwarzem Duft erfullt der Locken Flor.
Noch rauscht der Nil hervor aus grunen Sternen,
Ein Brunnen still. Und das Geheimnis klingt
In weiter Wustennacht in blauer Ferne,
Die bis zum Atlas mit dem Fittich schwingt
Und Mauretania, das weitbeglanzte,
In seidenen Feldern, wie ein Goldhelm schon,
Wo einst Karthagos Flammen gelb umkranzte
Gellender Pfeifen Schrei und Meergeton.
Und aller Inseln windig bunte Stirnen
Horen noch immer deinen Sang, o Meer,
Wenn unter deines Gottes blauem Zurnen
Du brausend baumst um Stein und Hohlen her,
Und rauscht ihr Bergwald deinem Ton zusammen
Urewig brausend uber wilden Pont,
Wenn nachts der Wetter rote Haupter flammen
Mit Feuerlocken weit im Horizont.
Manchmal ertonet noch der Hirtenflote
Einsames Lied auf deiner Blaue fort,
Wenn, uberraucht von grober Abendrote
Du leise schwimmst an ihrer Insel fort.
Dann liegen weib von Sturmen und von Jahren
Die Wogen ruhig auf dem grunen Strand,
Seefahrern
Und kommen wieder in der Heimat Land.
Und etwas tauchen aus der Flut, der matten,
Gesichter, wesenlos vom Totenreich,
Wenn drauben weit in grauen Abendschatten
Der Mond heraufkommt mit den Hornern bleich.
Ewiges Meer, im Land der Morgenfruhen
Gewiegt von Winden, wie ein Gott so rein,
Und wenn der Wolken grobe Stadte ziehen
Im Abend in verwelkter Himmel Schein,
O Meer, ich grube deine Ewigkeiten,
Das unter traumenden Gestirnen wallt,
Verlorner Wandrer, in die Nacht zu schreiten,
Ich, wie ein Horaruf, der schnell verhallt.