Gegen Rom
Noch einen Fluch schlepp’ ich herbei:
Fluch uber dich, o Petri Sohn!
Fluch uber deine Klerisei!
Fluch uber deinen Sundenthron!
Nur Gift und Galle war, o Papst,
Was du vom Pol bis zu den Tropen
Der Welt mit deinem Zepter gabst,
Mit deinem Zepter von Ysopen.
Weh dir! Europas Kanaan,
Das einen Brutus einst gezeugt
Und jetzt sich vor dem Vatikan
Mit feigem Sklavengrube beugt;
Im Fleisch der Menschheit ward zum Pfahl
Die Wiege des Rienzi Cola,
Seit Luthern traf des Bannes Strahl
Und seit loyal dort nur Loyola.
Der Boden, der von Honig troff,
Nur Tranen bringt er noch hervor,
Seit Heinrich in des Pfaffen Hof,
Ein Knecht im Buberhemde, fror;
Sein Weihrauch ist ein Grabgeruch,
Das Eden wurde zur Sahara,
Und zu Italiens Leichentuch
Die farbengluhende Tiara.
Doch spreiz’ dich nicht, du stolzes Rom,
Dir ist ein baldig Ziel gesetzt;
Du bist ein langst versiegter Strom,
Der keines Kindes Mund mehr letzt;
Du bist ein tief gefallen Land,
Du bist das auferstandne Babel,
Der Trug ist deine rechte Hand,
Dein Schwert das Marchen und die Fabel.
Und ob du Diener dir erkurst
In aller Welt, du mubt vergehn;
Es kann wohl ohne Kirchenfurst
Der Geist, der heilige, bestehn.
Du Autokrat im Hollenpfuhl,
Empfange noch mein letztes Zeter!
Du Herrscher auf St. Petri Stuhl,
Furwahr! du gleichest jenem Peter –
Dem keine Glut ins Antlitz flammt,
Wenn man ob Gottern halt Gericht,
Der, wenn man sie zum Kreuz verdammt,
Noch ruft: “Ich kenn’ die Menschen nicht!”
Der, wenn die Erde selbst sich harmt
Und tief in sich zusammenschaudert,
Am Feuer seine Hande warmt
Und mit des Richters Magden plaudert.
Du bist kein Fels, wie Petrus war,
Du bist nur feig und schwach, wie er;
Ein Morgenhauch bringt dir Gefahr
Und streut dein Reich wie Sand umher!
Du wirst erliegen, Lugenhirt,
Emporen werden sich die Denker,
Das Brausen des Jahrhunderts wird
Zertrummern seine letzten Henker!