Українська та зарубіжна поезія

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Die deutsche Flotte

Erwach’, mein Volk, mit neuen Sinnen!
Blick’ in des Schicksals goldnes Buch,
Lies aus den Sternen dir den Spruch:
Du sollst die Welt gewinnen!
Erwach’, mein Volk, heib deine Tochter spinnen!
Wir brauchen wieder einmal deutsches Linnen
Zu deutschem Segeltuch.

Hinweg die feige Knechtsgebarde;
Zerbrich der Heimat Schneckenhaus,
Zieh mutig in die Welt hinaus,
Dab sie dein eigen werde!
Du bist der Hirt der groben Volkerherde,
Du bist das grobe Hoffnungsvolk der Erde,
Drum wirf den Anker aus!

War Hellas einst von bebrem Stamme
Als du? von bebrem Stamme Rom?
Dab Hermann, dein gepriesner Ohm,
Mein Volk, dich nicht verdamme –
Hinaus ins Meer mit Kreuz und Oriflamme!
Sei mundig und entlaufe deiner Amme,
Wie seinem Quell dein Strom!

Wohl ist sie dein, die schonste Flotte,
Die je ein sterblich Aug’ entzuckt:
Der Munster Schiffe, wie geschmuckt
Hast du sie deinem Gotte!
Du lachelst ob der Feinde schwachem Spotte,
Wenn sie auf schwankem Brett, die freche Rotte,
Die Frucht der Erde pfluckt.

Auch diese Frucht sollst du ersiegen,
Wenn erst das Salz dein Ruder netzt,
Und all die Sterne, die sich jetzt
Stolz uberm Haupt dir wiegen,
Gleich schmucken Sklaven dir zu Fuben liegen;
So zwischen zweien Himmeln hinzufliegen –
Dies Ziel ist dir gesetzt!

O blick’ hinaus ins Schrankenlose!
Besturmt dein Herz nicht hohe Lust,
Wenn, wie an einer Madchenbrust
Die aufgebluhte Rose,
Die Sonne zittert in des Meeres Schobe?
Und rauschen nicht der Tiefe tausend Moose
Dir zu: du mubt! du mubt!?

Gleicht nicht das heil’ge Meer dem weiten
Friedhof der Welt, daruber hin
Die Wogen Decken von Rubin
Und grune Hugel breiten?
Um deiner Toten Asche mubt du streiten!
Ha! schlummern nicht aus deiner Hansa Zeiten
Auch deutsche Helden drin?

Wiegt sich nicht auf kristallnem Stuhle
Im Meer der Nereiden Schar,
Die sich ihr Schicksal Jahr um Jahr
Abspinnt von goldner Spule?
Lockt sie dich nicht, der Becher nicht von Thule,
Das wilde Meer, der Freiheit Hohe Schule,
Lockt dich nicht die Gefahr? –

Das Meer wird uns vom Herzen spulen
Den letzten Rost der Tyrannei,
Sein Hauch die Ketten wehn entzwei
Und unsre Wunden kuhlen.
O labt den Sturm in euren Locken wuhlen,
Um frei wie Sturm und Wetter euch zu fuhlen;
Das Meer, das Meer macht frei!

Kuhn, wie der Adler kommt geflogen,
Nimmt der Gedanke dort den Lauf,
Kuhn blickt der Mann zum Mann hinauf,
Den Rucken ungebogen.
Noch schwebt der Geist des Schopfers auf den Wogen,
Und in den Furchen, die Kolumb gezogen,
G eht Deutschlands Zukunft auf.

Wie dich die Lande anerkennen,
Soll auch das Meer dein Lehen sein,
Das alle Zungen benedein
Und einen Purpur nennen.
Er soll nicht mehr um Kramerschultern brennen –
Wer will den Purpur von dem Kaiser trennen?
Ergreif ihn, er ist dein.

Ergreif ihn und mit ihm das Steuer
Der Weltgeschichte, fass’ es keck!
Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck,
Sei du der Welt Erneuer!
Du bist des Herrn Erwahlter und Getreuer;
O sprich, wann lodern wieder deutsche Feuer
Von jenes Schiffes Deck?

Hor’, Deutschland, hore deine Barden:
Dir bluht manch lustig Waldrevier –
Erbaue selbst die Segler dir,
Der Freiheit beste Garden,
Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden;
Bleib nicht der Sklave jenes Leoparden
Und seiner schnoden Gier!

Wen bittrer Armut Not erfabte,
Und wer verbannt die See durchwallt,
Dab heibe Sehnsucht nicht zu bald
Die Seele ihm belaste:
Dem sei’s beim Schwanken einst der deutschen Maste,
Als ob er traumend noch zu Hause raste
Im kuhlen Eichenwald.

Es wird geschehn! sobald die Stunde
Ersehnter Einheit fur uns schlagt,
Ein Furst den deutschen Purpur tragt,
Und einem Herschermunde
Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;
Wenn keine Kramerwage mehr, wie Pfunde,
Europas Schicksal wagt.

Schon schaut mein Geist das nie Geschaute,
Mein Herz wird segelgleich geschwellt,
Schon ist die Flotte aufgestellt,
Die unser Volk erbaute;
Schon lehn’ ich selbst, ein deutscher Argonaute,
An einem Mast, und kampfe mit der Laute
Ums goldne Vlies der Welt.

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Die deutsche Flotte - GEORG HERWEGH