Guote liute, holt
1
Guote liute, holt
die gâbe, die got, unser herre, selbe gît,
der al der welte hât gewalt.
dienent sînen solt,
der den vil saeldehaften dort behalten lît
mit vroiden iemer manecvalt.
Lîdet eine wîle willeclîchen nôt
vur den iemermêre wernden tôt
got hât iu beide sêle und lîp gegeben.
gebt ime des lîbes tôt, daz wirt deme lîbe ein iemer
leben.
2
Minne, lâ mich vrî!
du solt mich eine wîle sunder liebe lân.
du hâst mir gar den sin benomen.
kumst du wider bî,
swenne ich die reinen gotes vart volendet hân,
sô wis mir aber willekomen.
Wilt aber dû ûz mînem herzen scheiden niht
– daz vil lîhte unwendic doch beschiht -,
vuere ich dich danne mit mir in gotes lant.
sô sî er der guoten dort umb halben lôn gemant.
3
›Ôwê‹, sprach ein wîp,
›wie vil mir doch von liebe leides ist beschert!
waz mir diu liebe leides tuot!
vroidelôser lîp,
wie wil du dich gebâren, swenne er hinnen vert,
dur den du waere ie hôchgemuot?
Wie sol ich der werlde und mîner klage geleben?
dâ bedorft ich râtes zuo gegeben.
kund ich mich beidenthalben nû bewarn,
des wart mir nie sô nôt. ez nâhet, er wil hinnen varn.‹
4
Wol si, saelic wîp,
diu mit ir wîbes guete gemachen kan,
daz man si vueret uber sê.
ir vil guoten lîp
den sol er loben, swer ie herzeliep gewan,
wande ir heime tuot alsô wê,
Swenne sî gedenkèt an sîne nôt.
›lebt mîn herzeliep oder ist er tôt,‹
sprichet sî, ›sô muezè sîn pflegen,
dur den er suezer lîp sich dirre welte hât bewegen.‹