Українська та зарубіжна поезія

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Der Neujahrstag

Das Neujahr hat wie alle Tage
Sein bibchen Lust und sein’ Beschwer,
Es gleicht sich grundlich auf der Wage,
Jedoch im Quantum macht es mehr.
Verwandte und Bekannte kommen
Und wunschen alles Gluck der Welt
Und Fremde stehen da beklommen
Und wunschen stammelnd – unser Geld.
So wechseln froheste Besuche
Mit andern, die man gramlich nimmt;
Man merkt – nach Meister Goethes Spruche –
Die Absicht und man wird verstimmt.
Mag man nun gern der einen Bitte
Willfahren und der andern nicht,
Je nun, es ward einmal zur Sitte
Und die ist zwingend wie die Pflicht.
Erlaubet, dab ich ‘ne Geschichte
Vom Gratulieren, heitrer Art,
Doch mit der Mahnung euch berichte,
Dab ihr sie klug bei euch bewahrt,
Denn machte dieser Spab die Runde
Beim Gratulantencorps, ei, dann,
Dann hobe auch von selber Stunde
“Verscharftes Gratulieren” an. –
Hanns Claus ward oft in Kindertagen
Zum “Vetter in der Stadt” gefuhrt,
Um dort sein Spruchlein aufzusagen,
Der Vetter war auch stets geruhrt;
Griff zogernd in die Westentasche
Und handigt Geld den Alten ein,
Die thun, als ob sie’s uberrasche:
“No, halt afs Wohl, a Glaserl Wein!”
Das ging paar Jahr’, doch auf die Lange,
Da sank der Vetter sehr im Preis,
Ein Bauer sparet sich die Gange
Da, wo er nichts zu holen weib.
Doch als Hanns Claus von beiden Alten,
Obgleich er schon ein grober Jung’,
In jedem Stuck ward kurz gehalten,
Befiel ihn die Erinnerung
An jenen Vetter, den umworben
Er einst mit Kindes Schmeichelsprach’,
Mit dem die Eltern es verdorben,
Doch tragt ihm das Hanns Claus nicht nach.
Er will mal fur sich selber sorgen,
Entschliebt er sich – und kurz, wir sehn
Ihn schon am nachsten Neujahrmorgen
Vor dem erstaunten Vetter stehn;
Und nun beginnt er anzuheben,
Wobei den Hut er langsam dreht:
“Von Xundheit und recht langem Leben
Und was mer selbst sich wunschen that’!”
Und sieh, wie fruher nach der Tasche
Der Vetter greift. “Fur ‘n Glaschen Wein!”
Hanns thut, als wenn’s ihn uberrasche,
Doch steckt er rasch die Gabe ein,
Dann bleibt er steif und ohn’ Bewegen,
Als stake er in einem Loch;
Der Vetter schmunzelt ganz verlegen:
“Nun, lieber Claus, was willst du noch?”
Der nickt mit pfiff’gem Augenblinken
Und sagt: “Ei mein, ‘s habts was vagess’n.
Dasselb’ – dos da – dos is furs Trinken,
Wo bleibt denn nachher dos furs Essen?!”

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Der Neujahrstag - LUDWIG ANZENGRUBER