Українська та зарубіжна поезія

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Der Gott und die Bajadere

Mahadoh, der Herr der Erde,
Kommt herab zum sechsten Mal,
Dab er unsersgleichen werde,
Mitzufuhlen Freud und Qual.
Er bequemt sich, hier zu wohnen,
Labt sich alles selbst geschehn.
Soll er strafen oder schonen,
Mub er Menschen menschlich sehn.
Und hat er die Stadt sich als Wandrer betrachtet,
Die Groben belauert, auf Kleine geachtet,
Verlabt er sie abends, um weiterzugehn.

Als er nun hinausgegangen,
Wo die letzten Hauser sind,
Sieht er, mit gemalten Wangen,
Ein verlornes schones Kind.
>>Grub dich, Jungfrau!<< - >>Dank der Ehre!<<
Wart, ich komme gleich hinaus.<< -
>>Und wer bist du?<< ->>Bajadere,
Und dies ist der Liebe Haus.<<
Sie ruhrt sich, die Zimbeln zum Tanze zu schlagen,
Sie weib sich so lieblich im Kreise zu tragen,
Sie neigt sich und biegt sich und reicht ihm den Straub.

Schmeichelnd zieht sie ihn zur Schwelle,
Lebhaft ihn ins Haus hinein:
>>Schoner Fremdling, lampenhelle
Soll sogleich die Hutte sein.
Bist du mud, ich will dich laben,
Lindern deiner Fube Schmerz.
Was du willst, das sollst du haben,
Ruhe, Freuden oder Scherz.<<
Sie lindert geschaftig geheuchelte Leiden.
Der Gottliche lachelt; er siehet mit Freuden
Durch tiefes Verderben ein menschliches Herz.

Und er fordert Sklavendienste;
Immer heitrer wird sie nur,
Und des Madchens fruhe Kunste
Werden nach und nach Natur.
Und so stellet auf die Blute
Bald und bald die Frucht sich ein;
Ist Gehorsam im Gemute,
Wird nicht fern die Liebe sein.
Aber, sie wird scharfer und scharfer zu prufen,
Wahlet der Kenner der Hohen und Tiefen
Lust und Entsetzen und grimmige Pein.

Und er kubt die bunten Wangen,
Und sie fuhlt der Liebe Qual,
Und das Madchen steht gefangen,
Und sie weint zum erstenmal,
Sinkt zu seinen Fuben nieder,
Nicht um Wollust noch Gewinst,
Ach! und die gelenken Glieder,
Sie versagen allen Dienst.
Und so zu des Lagers vergnuglicher Feier
Bereiten den dunklen, behaglichen Schleier
Die nachtlichen Stunden, das schone Gespinst.

Spat entschlummert unter Scherzen,
Fruh erwacht nach kurzer Rast,
Findet sie an ihrem Herzen
Tot den vielgeliebten Gast.
Schreiend sturzt sie auf ihn nieder;
Aber nicht erweckt sie ihn,
Und man tragt die starren Glieder
Bald zur Flammengrube hin.
Sie horet die Priester. die Totengesange,
Sie raset und rennet und teilet die Menge.
>>Wer bist du? Was drangt zu der Grube dich hin?<< Bei der Bahre sturzt sie nieder,
Ihr Geschrei durchdringt die Luft:
>>Meinen Gatten will ich wieder!
Und ich such ihn in der Gruft.
Soll zu Asche mir zerfallen
Dieser Glieder Gotterpracht?
Mein! er war es, mein vor allen!
Ach, nur Eine sube Nacht!<<
Es singen die Priester: >>Wir tragen die Alten,
Nach langem Ermatten und spatem Erkalten,
Wir tragen die Jugend, noch eh sie’s gedacht.

Hore deiner Priester Lehre:
Dieser war dein Gatte nicht.
Lebst du doch als Bajadere,
Und so hast du keine Pflicht.
Nur dem Korper folgt der Schatten
In das stille Totenreich;
Nur die Gattin folgt dem Gatten:
Das ist Pflicht und Ruhm zugleich. –
Ertone, Drommete, zu heiliger Klage!
O nehmet, ihr Gotter! die Zierde der Tage,
O nehmet den Jungling in Flammen zu euch!<< So das Chor, das ohn Erbarmen
Mehret ihres Herzens Not;
Und mit ausgestreckten Armen
Springt sie in den heiben Tod.
Doch der Gotterjungling hebet
Aus der Flamme sich empor,
Und in seinen Armen schwebet
Die Geliebte mit hervor.
Es freut sich die Gottheit der reuigen Sunder;
Unsterbliche heben verlorene Kinder
Mit feurigen Armen zum Himmel empor.

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Der Gott und die Bajadere - JOHANN WOLFGANG VON GOETHE