Українська та зарубіжна поезія

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Ein Artliches lob der Lauten

Gedicht von Johann Friedrich Fischart
So die Musick gerhumet wurd,
Vmb jhr lieblicheyt, die sie furt,
Dab sie die Menschen machet gutig,
Fein freundtlich, sittig vnd demuttig,
Vnd die gemutter so erregt,
Gleich wie ein susse red bewegt,
Vnd macht die wilden hertzen mildt,
Den zorn vnd all vnwillen stillt,
Vnd dis als durch jr subigkeyt,
So wird zwar nicht vnbillich heut
Die Lauten also hoch erhebt,
Weil sie am meysten drinnen lebt,
Vnd schwebt in lauter freud vnd wunn,
Das, gleich wie von der Mertzen sunn
All Laub vnd grab, all Baum auff Erden,
Ja auch die leut erquicket werden,
Also so bald jr lieblich gthon
Die gmuter mercken vnd verstehn,
So wurd bey jn erreget gleich
Jhr art, vnd was ist Thugentreich,
Was in jn mutig ist vnd gut,
Von jhrem klang sich furher thut.
Dann vnder allem Seitenspiel
Ist miltigkeyt jhr zweck vnd ziel,
Geht sittig vnd in aller still,
Tracht nicht, wie sie die ohren full
Vnd leut erdaub, wie manchs gesang,
Wie Zincken vnd Posaunenklang,
Wie wasserbrausen vnd die Mulen,
Wie der Wolff wulen in den hulen,
Da man nicht horet vor gethummel,
Ob es auch donner in dem himmel,
Da man entrutt, entschutt das hirn,
Spert augen auff vnd runtzelt stirn.
Nein, solche Thaubsucht sie nicht bringt;
Danns nicht allein den ohren klingt,
Sonder dem hertzen vnd gemut,
Welchs sie begutigt mit dem Lied.
Sie hilfft auch nicht zur grewlicheit,
Zu blut vergiessen, krieg vnd leid,
Wie feldtgeschrey, Trummeten, Trummen,
Darbey die leut vmbs leben kummen,
Da die leut doben, zittern sehr,
Oder werden zornwagig mehr,
Da rasend wurd beyd Rob vnd mann,
Die man vor zorn nicht halten kan.
Wie solt sie solch vnmenschlichheyt
Vorsetzen jhrer freundtlichkeyt,
Darmit sie doch das wuten lindert,
Ja die vnsinnigkeit gar mindert?
So ist sie auch nit vngestumm,
Vnd bringt nicht forcht, sorg oder grimm,
Erschreckt die leut nicht in dem feld,
Beyd hirt vnd herd, beyd wild vnd wald,
Gleich wie das Panisch grewel horn,
Welchs grausen einjagt vnd den zorn.
Nein, also grewlich ist sie nit,
Sonder mit allem halt sie frid;
Sie tracht mehr, all ding zuerfrewen,
Gleich wie der lieblich frische Meyen,
Dann das sie alles scheuch vnd hinder,
Vnd die wald od stell wie der Winter.
Dann dises hieb sonst sehr beschamen
Ihr loblich vnd lieblichen Namen,
Welchen man zu gemeinlich gibt
Der Musa, die sie treibt vnd ubt,
Die man nent Ehrenfreuderinn,
Weils in Ehren erfrewt die sinn.
Wie solt sie dann dahin gerhaten,
Das sie verandert nam vnd thaten,
Hulff Diana der Jagerinn,
Das wild verfolgen wie ein spinn?
Welchs sich nicht vndersteht zuwehren,
Wie Lowen, Wolff, wild schwein vnd Beren,
Sonder gedenckt, sich zu verschlieffen,
Wann es das Jagerhorn hort buffen,
Wolt gern dem zorn des menschen weichen,
Wann es erhort das greuwel zeichen,
Das Menschen vnd das Hundsgeheul,
Aber kein heil ist in der eil;
Sonder da ist man nicht gesattigt,
Bitz man es todtschlacht vnd beschadigt.
Was ist das fur ein wilder schall,
Den man doch rhumbt vor andern all,
Vnd findet platz an Hofen viel?
Ist das ein lieblich Musickspiel,
Vor welchem sich die Thier verstecken,
Das Viech beym Hirten mub erschrecken,
Vnd wutten machet leut vnd hund,
Nur das man speib den schlund vnd mundt?
Da sonst im ghor steht der Musick thun,
So hat jhr bauch die Ohren nun.
Ist das nicht eitel Neid vnd Leyd?
Wa ist da Miltigkeyt vnd Frewd,
Die vns dann sein soll angeboren?
Wa ist die lieblichkeyt der Ohren?
Da hort man nichts dann grewlich blasen,
Als ob die Wind het aubgelassen
Der Aeolus aub jhrem sack,
Die in ein gruben fallen strack,
Vnd machen stimmen allerley,
Gleich wie das Heckelbergisch gschrey.
Da schreyt, da rufft man, jauchtzt vnd flucht,
Da bufft, da blabt man, wann man sucht,
Da heulen, bellen hund darzwischen:
Das heybt die stimmen wust vermischen.
Wie kan eim sittigen gemut
Gefallen, das man also wut?
Dargegen seh die Lauten an,
Wurd man das widerspiel verstahn,
Das, obschon jhr holtz, leib vnd zeug
Im wald erzogen ist vnd gzweigt,
So denckt sie doch nicht meh hinaub
In wilden wald, jhrs Vatters haub,
Wann sie einmahl ist abgehawen
Vnd so gewelbt vnd schon erbawen
Zu einem zarten Musickspiel.
Sie labt dem wild dieselbig hul,
Vnd Faunis, disen wald gespensten,
Vnd bleibt sie rhuwig bey den menschen
Zu jhrem brauch in jhren hausern,
Thut sich der Wilden art gar eussern,
Trost leuth darfur in jhrem leyd,
Weil vngluck sie am meisten reut,
Vnd stelt zu frieden sub die hertzen,
Vnd macht vergessen jhren schmertzen.
Derhalben meinen jhren viel,
Das gmeinlich alle Seitenspiel
Drumb wie ein Hertz formieret seyen,
Weil sie das Hertz am meisten frewen.
Ja wer wol halber ist getodt,
Den richtet sie auff also blod;
Drumb ist von Orpheo erdacht,
Das er fein frauw hab widerbracht
Durch dises Spiel aub Todsgefahr.
Nun ist von seinem Handspiel klar,
Das es ist von der Schneck entstanden,
Welchs man ein Laut nent in vil Landen,
Sonst heibts auff Griechisch vnd Latein
Ein Schneck, weil es ist gwelbet fein
Vnd weil der erst, der sie erfand,
Seyten vber ein Schnecken spant.
Daher von jhr noch kommen viel
All andre gwelbte Seytenspiel;
Aber jr keins behalt den Namen
Vnd bzeugt den vrsprung vnd den stammen
Gleich wie die Laut, die man allein
Ein Schneckenhaub nent zu Latein.
Darumb so sollen billich sie
All Seitenspiel hoch halten hie,
Vnd sie wie jhre Mutter ehren,
Sich nach jhr kehren, von jr lehren,
Vnd gegen jhr sich recht erzeigen,
Als jhrer Oberstin sich neigen,
Weil sie in Kunst vnd lieblichkeit
Jr kinder vbertriffet weit.
Drumb hat sie als der groste schatz
Bey den Musis den hochsten platz,
Da Diana, die Hatzerinn,
Nicht nemmen darff in jhren sinn,
Das sie solt zu den Musis gohn
Auff Parnassum vnd Cytheron
Mit den Hundskuppeln, stricken, winden,
Als wolt den Cerberum sie binden,
Denn sie da kein Acteon find,
Den sie mach blind vnd wild gesindt,
Aber sie mogen bey jn leiden
Die weisen Gotten vnd gescheiden
Apollinem vnd Palladem,
Die seind den Musis angenem,
Weil sie fein still sich jn vergleichen
Vnd leut zur Klugheit auch erweichen
(Dann ein still hertz bald Weibheyt fabt,
Ein wildes sie verstobt vnd habt),
Wenden dem Menschen alls zu nutz,
Lassen dem Wild sein art vnd trutz,
Machen nit, das es vester wut,
Jagen es nicht aub seim gebiet,
Aub walden auff das Ackerfeldt,
Da es dem volck meh schad ansteltt.
Ach solche vnbarmhertzigkeit
Ist von jn vnd der Lauten weyt;
Dann dises Kunstlich gwelbte haub
Hat solch anmutung vberaub,
Das, sos bekompt ein Orpheum,
Ein Amphion, so weib darumb,
So gsellen sich zu jhr die Thier,
Vergessen jhrer wildnub schier,
Verwundern sich, was in jhr leb,
Das jr rund bauch solch stimmen geb,
Dab die halb himmelsrund vnd Sphar
Die himmlisch Concordantz erklar,
Das ein gewelb von holtz gebogen,
Mit todten darmen nur bezogen,
Vnd auff ein holtzen thach gespant
Soll klingen, singen allerhandt.
Wie solt sich dann nicht drab entsetzen
Der mensch, vnd sie gantz Himlisch schatzen,
Weil sie entspringt von solchen leuten,
Die Gotter heissen bey den Heyden,
Weil er kan hohers dran verstohn,
Vnd nicht allein den blossen thon,
Sonder das Kunstlich zsammen stimmen
Von jhr vollkommenheyt zurhumen?
Derhalben seind der Lauten goben
Fur andre Handspiel hoch zuloben;
Daher sie dann jr Namen preibt,
Der zu Latein vom loben heibt.
Von Laude kompt beyd lob vnd Laut
Vnd lied, wer den vrsprung beschawt,
Welchen Namen sie taglich ziert,
Vnd von jr noch erhalten wurd.
Wie man dan sicht zu vnser zeit,
Wie sie gestiegen ist so weit,
Das sie nun alle stimmen gibt,
Die auch ein Mensch, so dMusick ubt,
Das bey jhr all die Thon erklingen,
So die Musici mogen singen,
Erlangt so viel mit Kunstlich griffen,
Als selbst die leut mit jhrem ruffen,
Vnd ist drinn so volkommen gar,
Vnd gibts so sauber, rein vnd klar,
Das, wa wir selbs nit menschen weren,
Die gern einander selber horen,
So solten wir schier selbst erkennen,
Das, wa sie die wort kondt ernennen,
So solt sies vns zuthun gewib,
Dan sie auch hat von Menschen dib;
Drumb ist jhr hochheyt, Ehr vnd zier
Des Menschen Ehr, ders bracht herfur.
Auch wann heut wider mochten leben
Die ersten, die es an han geben,
So solten sie jrn eignen fund
Nicht meh erkennen nun zur stund,
Dieweil es heut nichts hat zudeiten
Mit dreyen oder vieren seyten;
Sonder es wurd gehoret heut
Der Musick gantz einhalligkeit
Mit sechs vnd acht vnd meher stimmen,
Wies die neun Musas mocht gezimmen.
Sie bringt mit einem griff zuwegen
So viel, als sieben Menschen mogen;
Muteten stuck bey jhr erklingen,
Wie die ein menschlich stimm mocht singen,
Erstatt so vil als siben Geigen
Oder vil Pfeiffen mochten zeigen;
Dann so vil stimmen, so vil bindt.
Auch so regiert sie nicht der windt,
Der vngwib blast gleich wie die Pfeiffen,
Sonder ein Kunstlich hand zugreiffen.
Sie macht nicht schwach den Athem sincken,
Gleich wie Trummeten oder Zincken,
Sonder ein glaychig gange handt
Als in keim spiel, wie es wurd gnant,
Vnd machet also fein geringer
Zu andern spielen auch die finger.
Derhalben ziert dis Instrument
Wol Palladis Jungfrawlich handt,
Dann sie von dem nicht klagen mag,
Das es jr Roten Mund verschlag,
Wie etwann jhro von debwegen
Die Pfeiffen waren sehr entgegen;
Dann da sie auff ein zeit bekam
Ein Pfeiff, vnd fur den mund die nam,
Auff dab sie sich darauff auch ubt,
Wie sie dann Musick sehr beliebt
(Dann weise leut, wie sie dann was,
Tragen zur Musick keinen hab).
Als aber sie kam in das feld,
Sich zu eim klaren brunlein stelt,
Wurd sie jhrs andtlitz drinn gewar,
Wie das es sey entstellet gar,
Jr augen nicht, wie sich gezimpt,
Ihr schoner mund auch fast gekrumpt,
Vnd jhr Nablochlein zu weit offen,
Ihr wanglein zu hoch auffgeloffen,
Vnd mit rote zu viel vermischt,
Empfand sich auch eng vmb die brust,
Da rufft sie: “O du falsche Pfeiff,
An dir ich mich nicht meh vergreiff,
Weil du die schonen leut verstellst
Vnd einem das gesicht verfahlschst.
Verfluchet seyst du jmmerdar,
Dab dich keyn schones bild erfahr,
Kein Jungfrawhand dich nicht berur,
Weil du bist gar zuwider jhr,
Wilt sie beschamen vnd entstellen
Gen jrem bulen vnd gesellen,
Wann sie gedenckt jn zuerfrewen
Am Reyen in dem grunen Meyen.
O fliecht sie weit, jhr schone leut,
Dann sie durch subigkeyt bestreit
All ewre schone, die jr habt,
Darmit Natur euch hat begabt,
Vnd macht euch hablich, vngestalt,
Die warlich niemand hie gefalt.
Dan von dem hassen kompt je hablich
Vnd sicht bey Thiern vnd Menschen grablich;
Aber die schone ist ein schein,
Den jederman halt werd vnd rein.
Dis neydig stuck macht nun bekandt,
Das dich der hablich Pan erfand,
Der auch das Jagerhorn angab,
Auff das das Wild ein vnrhuw hab,
Vnd lehrt den Vogler pfeiffen fugen,
Darmit die Vogel zubetriegen,
Zulocken jn durch falsch gesang,
Bitz das ers bring in zwang vnd strang:
Als dann wurgt er sie auff der statt,
Welchs er jn vor nicht gpfiffen hett
Also gewanen sich die leut
Bey zeiten zu der grewlichkeyt.
Ach wie ein schandtlich todtlich lied,
Welchs mord, betrug weibt dem gemut,
Mibbraucht die friedlich Musickfreud
Zu wuterey vnd grewlichkeyt.
Derhalben hab ich vrsach gnug,
Hinweg zuwerffen den betrug,
Dich arge Pfeiff, die mich verstelt;
Zu dem mir auch den mund verhalt,
Das ich zu dir nicht singen soll,
Wann du schon lautest etwas wol,
Gleich wie ich dann mag singen sunst
Zu anderm Spiel vnd Seytenkunst.
Daher erhielt auch zwar den sieg
Apollo in dem Musickkrieg
Wider Marsyam, den er schundt,
Dieweil er nichts dann pfeiffen kundt,
Vnd wolt dasselb vorsetzen auch
Dem allerschonsten Seitenbrauch.
Aber die Pfeiff macht solche kopff
Vnd solch Cyclopisch grob geschopff;
Dann Pfeiffer, sagt man, geben geyffer,
Vnd Trummenschlager geben sauffer.”
Hiermit warff sie die Pfeiff daruon
Vnd trat mit fussen sie zu hon,
Welchs sie doch lang nicht het gethon
Der Lauten, aller spiel ein kron,
Weil sie nicht kondt von jhren melden,
Das sie kondt an der Pfeiffen schelten.
Drumb hat sie den Athenern allen
Ein lange zeit nicht wollen gfallen,
Vnd meynten, das kein Adlich mann
Mit Pfeiffen solt zuschaffen han,
Sonder nur knecht vnd bawrisch leut,
Welchs ich doch nicht schreib aub eim Neid,
Den ich trieg zu dem Pfeiffenspiel,
Sonder ich meld, was ihren viel
Etwan daruon gehalten haben,
Auff das ich zeig der Lauten gaben.
Dann ich kan je erachten wol,
Das auch die Pfeiffen nun zumol
In kunstlichkeyt hab zugenommen,
Darzu die Alten nicht seind kommen,
Vnd kompt von jhr die Orgel her,
Welche dann ist zurhumen sehr.
Auch weil all musickspiel allhie
Seind eins in einer Harmony,
So will ich sie nicht trennen zwar,
Sonder viel meh vereinbarn gar.
Doch sicht man hie, wie allezeit,
Beyd bey den Alten vnd noch heut,
Die Laut vor andern ghabt den rum,
Weil sie ist ein begriff vnd summ
Vnd einhalt aller art vnd kunst,
So alle Seitenspiel han sunst.
Gleich wann ein Maaler hochbeschreyt,
Der anlegt all sein gschicklichkeyt
An ein gemahl, so vil jm muglich,
Auff das man daraub vrtheil fuglich
Sein sinnreich kunst vnd sein verstand,
Wie grob die in jm sey zur hand;
Also han hie die Musae all
Allen Kunstlichen thon vnd schall,
Der zuerreichen muglich war
Auff allen Instrumenten gar,
In dise gwelbte Kirch vnd schneck
Der Lauten begabt vnd gesteckt
(Gleich wie all kunst auch auff der Pfeiffen
Die Orgel mag in sich begreiffen.)
Auch han sies also zugerust,
Das sie nicht vngemachlich ist
Wie Instrument, die blabbalg brauchen,
Darmit ein wind sie hinein hauchen,
Sonder zutragen angenem
Vnd sehr des menschen Leib bequem;
Ist von gebaw nicht wichtig, schwer,
Sonder sehr lufftig, leicht vnd lar,
Gleich wie der Himmel vnd der lufft –
Nicht schwer ist, wie der Erden klufft.
Daher dann ist die gmeine sag,
Das sie den Namen Liuto trag
Bein Welschen von der leichte nur,
Weil sie von holtz ist leicht vnd pur.
So machten sie die Musae auch
Nicht gar hellschreyend, hart vnd rauch,
Sonder mit fleib wol temperiert,
Die subigkeyt mit kunst geziert,
Also das, wa die Kunstlich art
Zur lieblichkeyt wurd vereinbart
(Wie solches dann geschehen soll),
So ist zwar nicht zufinden wol
Ein Musickspiel, welchs meh bewegt
Zur Thugendt, vnd all zucht erregt,
Gleich wie das schone Lautengwelb,
Furnemlich so man braucht dasselb
Zu Kunstlich stucken vnd muteten,
Zu nutzlich gdichten von Poeten,
Zu Psalmen, so heut seind im gang,
Zu Erbarm lied, zu guttem gsang;
Dann Schandparkeit, vngflaterey
Ferr von dem reinen spiel hie sey.
Alsdann wurd durch dib Musickwunder
Das hertz zu guttem frisch vnd mundter,
Macht milte sitten vnd geberden.
Wie sonst von andern spielen werden
Die leut gantz forchtsam, zornig, wild,
So wurd die forcht hierinn gestilt,
Erweckt zu lauter freudigkeyt,
Zu freundtschafft vnd standmuttigkeyt,
Zu schonen gdancken, susser Red,
In sonderheyt so man auch thet,
Gleich wie die Alten allesammen,
Die jhr zu hulff mit worten kamen,
Vnd sungen drein ein dapffer gschicht
Oder ein nutzlich Lehr gedicht,
Darmit der Mensch mit sussem klang
Nutz schopffet aub der wort gesang.
Dann also mub man es vermangen,
Den klang mit worten vnd gesangen,
Auff das eins helff dem andern fein,
Vnd gang den leuten susser ein.
Zu dem wurd durch die klingend Seyt
Die Menschlich stimm sub zubereyt,
Vnd zu der lieblichkeyt gefurht,
Die sonst zu hoch schreyt vnd toniert.
Sie macht nicht Narrisch vnd leichtfartig,
Vnhoflich, bawrisch vnd vnartig
Wie die Sackpfeiffen vnd Schalmeyen,
Die sehr vil Midaskopff erfrewen.
Sie leyrt auch nicht auff eim Tenor,
Wie Midas rohr vnd Eselsohr,
Ist nicht vnkunstlich wie die Trumm,
Macht nicht die leut doll, dumm vnd stumm
Gleich wie die Horner vnd die Schellen,
Welche die Bachischen Macrellen
Bewegten, dab sie gar ermordten
Den Orpheum, den Kunstgelehrten.
Sie macht nicht weinen, wie man schreibt,
Dab das Syrenisch gsang solchs treibt.
Sie macht nicht hart, macht nicht zu zart,
Sonder das mittel sie bewart,
Welches dann ist ein sonder krafft,
Die in jr die grob Kunst verschafft,
Auff welche man am meisten acht,
Vnd jhr ein solch ansehen macht.
Dann wie man in der gmalten gschicht
Nicht oben an die farb besicht,
Sonder das wesen, thun vnd stellen,
Welches man thut fur hoher zehlen;
Also auch mit dem Lautenspiel
Betracht man nicht den klang so viel
Als selbst die kunstlich Melodey,
Die arttlich Concordantz darbey,
Der stimmen schon einhalligkeyt,
Die ein erinnern jeder zeyt
Der gantzen Musick lieblichkeyt,
Des Texts, so darzu ist bereyt.
Dann darumb ist der Text bedacht,
Das er werd btracht vnd drein gebracht.
Daher so find man fur gewib,
Das die Gmahl Agamemnonis,
Clytemnestra, die Koniginn,
Keusch blieben sey on argen sinn,
Allweil sie taglich schlagen hort
Den Musicum, den jhrn verehrt
Ihr Mann, der Konig, da er schifft
In Krieg, von Helena gestifft.
Welchs, da es merckt der Ehrendieb,
Welcher sie het vnzimlich lieb,
Aegysthus, das er nicht vermocht,
Zu fall sie bringen, wie er gdocht,
Er richt dann vor den Spielmann hin,
Da hat er baldt ermordet jn.
Darnach da fand er platz vnd fug,
Sein arger lieb zu thun genug,
Weil sie denselben hett verloren
Der jhr vor bosem stopfft die ohren,
Fult die mit reinem klang vnd gsang,
Das arg red kein zugang erlang,
Halff jhr durch Kunstlich Seiten schlagen
Vngreine gdancken zu verjagen,
Erinnert sie durch nutzlich gsang,
Dab sie der bgird den zaum nicht hang.
Hieraub so ligt je hall am tag,
Was fur ein krafft die Laut vermag,
Wann sie ein rechten Meister kriegt,
Der sie zu ehren braucht vnd fugt,
Nemlich das sie kan Thugend lehren,
Vnd von bosen gelusten kehren.
Derhalben wann man auch vorzeiten
Gab die gesatz den wilden leuthen,
Mubt man sie zu dem Seitenspiel
Gar arttlich singen dick vnd viel,
Auff dab sies mit dem sussen klingen
In die wilden gemuter bringen.
Daher dann die Poeten sagen,
Das durch das kunstlich Lautenschlagen
Die statt gebawen seyen worden
Vnd gbracht zu Zunfften vnd in Orden,
Dieweil das volck, wonhafft in walden,
Verstreyt in hutten vnd in zelten,
Dardurch beredt sein in die statt,
Viel eh dann durch des Menschen red,
Welchs man nicht find beschriben stehn
Von keinem Instrument, wie schon,
Als nur von des Amphionis,
Des Orphei vnd Arionis,
Deren Handspiel mann Lyram nent,
Weil Mercurius dib Instrument
Apollini zur vergeltung gab,
Da er jm schenckt vieh, gut vnd hab;
Dann Lytra ein vergeltung heibt,
Wie solchs die Griechisch sprach aubweibt.
Daruor hieb es ein Schneck allein,
Wie noch die Laut heibt zu Latein,
Sonst hat mans ein Cythar genent,
Aber es dient als auff ein end;
Dann Chelys, welchs heybt Schneck vnd Gwelb
Vnd Laut, wie wir nennen dasselb,
Begreifft in sich all dise Namen,
Dann sie kommen von jhr allsammen.
Auch ist keim Musickspiel sonst mehr
Geschehen solche himlisch ehr,
Wie des Orphei Lytra geschicht,
Die man noch an dem Himmel sicht.
Dann nach dem Orpheus was ermordt,
Da ward sein Seitenspiel verehrt
Vnd vnder die sternen erhebt,
Da sie zur gdachtnub ewig lebt,
Zuzeigen an, das dise kunst
Von niemand sey herkommen sunst
Dann von Himmlischer gut von oben,
Daher dann kommen gutte goben,
Vnd das gewiblich Gott dieselben,
Die erstlich mit den Seytengwelben
Vmbgangen seind, regieret hab
Vnd jhre hand gfurt auff vnd ab,
Wie man dann solchs noch taglich spurt,
Wie hoch die kunst Gott furt vnd ziert;
Sonst wers on Gottlich gnad vnmuglich,
Sie also hoch zubringen fuglich.
Vnd was mach ich es dann so lang,
Zuloben den Himmlischen klang,
So jede Edel Creatur
Vnd gut furtreffliche Natur
Darab hat ein naturlich freud
Vnd lust darzu vnd anlichkeit.
Derhalb, dab man mirs nicht verkehr,
Als ob ich die natur hie lehr,
So will ichs kurtzlich nun beschliessen,
Vnd sie zur letz auch freundtlich grussen,
Gleich wie sie grubt Homerus dann,
Da er zu jr fangt also an:
“Wie soll ich dich nicht billich grussen,
Du Lautenkunst? du wurst gepriesen
Fur alle andre Seitenspiel,
Da du erreichst das hochste ziel,
Der Himmelsspharen Concordantz,
Wann sie gehn in einander gantz.
Du bist volkommen vnder allen,
Drumb hast Apollini gefallen.
Die Gotter dich erfunden gar,
Vnd lautst noch Gottlich jmmerdar.
Wie hast du sie doch nur erfrewt,
Da man schlug auff der ersten feyt!
Der Nectar vnd der himmeltranck,
War jn so sub nicht als dein klanck!”
Du lieb der Gotter vnd der leut
Vertringest leid vnd bringest freud;
Du bist ein Ehrenfreuderinn,
Erquickest hertz, gemut vnd sinn;
Kein Mensch sich nimmer nicht bekummer
Bey disem sussen Seyten zimmer.
Gluckselig seind dieselben Corden,
Die auff dich seind gezogen worden,
Dann jetzund bringst du sie zu ehren,
Das sie die leut die Musick lehren.
Du allerkunstlichst Musickzeug,
Dein lob ich nicht genug ersteig,
Dann offt vor lieb vnd subigkeit
Kann man aubsprechen nicht die frewd.
Kondt ich dein lob so hoch auch singen,
So hoch du vns magst freuden bringen,
So braucht ich alle meine kunst,
Dann du es vmb vns wol verdienst.
Aber es ist genug gelobt,
Was Gott hie ehret vnd begobt.
Du schone halbe runde Welt,
Wer ist, dem nicht dein baw gefalt?
Dann je des leibs furnemste stuck
Am menschen seind auch rund geschickt;
Daher der Mensch heibt die klein welt,
Weil er die grob Welt in sich halt.
Also begreiffst, wiewol on sterck,
Der gantzen Welt schon Musickwerck,
Die stimmen auch vom Firmament
Seind in deim kleinen werck vollendt.
O du holdselig Lautenspiel
Bist wie Sibylle kirch vnd hul,
Daraub die weissagung erthonen;
Drumb soll dich niemandt nicht verhonen,
Dieweil du heylig bist geacht,
Weil dich Apollo hat gemacht
Vnd etwas geben seiner krafft
Vnd in sein Tempel dich gehafft,
Nemlich zun sternen an den Himmel,
Da dich verzehrt kein rost noch schimmel.
Deine Bawmeister Gotter waren,
Vnd machest auch, wie wir erfahren,
Gottlich gedancken vnd gemut,
Darumb man dir grob ehr erbiet.
Ach, wa vermag doch dis das gold,
Dem man doch ist so gfar vnd hold,
On das es gar verwirt die hertzen,
Das druber sie jr ehr verschertzen?
Aber du, zartes holtz, bringst leben,
Derhalben will ich dich erheben,
Dich vorsetzen dem Edelgstein,
Dem bleichen gelben falschen schein.
Dich Edel holtz, so vngerust,
Welchs in dem wald erzogen bist,
Will ich abhawen vor all dingen;
Ich kan dich bab zu ehren bringen,
Wann ich dich trag mit mir zuhaub,
Dann so blibst in der wildnub draub.
Wann ich dich mit eim runden bauch
Formier vnd mit eim kragen auch,
Vnd auff dem Tach bezieh mit seyten,
Vnd last dich meine finger leyten,
So wurst du zam, lieb, mild vnd zart
Vnd verlierst deine wilde art.
Wiewol du schon bist abgehawen,
Kan doch dein Todt vil meh erbawen,
Dann wann du stundst auff deinem stammen,
Lebst vnbekand vnd on ein namen.
Dan wem bist nutz draub in dem wald,
Da nur der brausend wind erschalt?
Ists nicht vil besser, das man dich
Zu frewden brauch fein sicherlich,
Dann dab man aub deim zarten holtz
Mach schadlich pfeyl vnd einen boltz,
Vnd brauch dich dann zur grewlichkeyt,
Welchs mir fur dich wer hertzlich leid,
Dab du genetzet wurst im blut,
So jetz dein klang vil bessers thut,
Vnd wurdst nun lautprecht vberal,
Erklingst nun in des Konigssaal?
Wie manches zartes Frawenbild
Erfrewst du, so sie auff dir spielt,
Darmit es argen gdancken wehrt,
Die Ohren von bob reden kehrt.
Ja selbst der Furst vnd der Regent
Nemmen dich in jhr furstlich handt,
Auff das sie sich mit dir erquicken,
Darnach zum ernst sich besser schicken.
Offt nimpt dich der Achilles auch,
Dab seine streitbar hand dich brauch,
Erlabst jn mehr, dann all die beut,
Die er mocht bringen aub dem streit;
Vnd da er het im Raub die wal,
Nam er dich doch fur als zumal,
Hielts gold fur vnnutz vnd fur schertz.
O wie ein Rechtes Musickhertz,
Ein schone that von einem Helden,
Von welcher man wurd ewig melden!
Der labt vns folgen vnd nachtrachten,
Vnd ander Narrisch volck verachten,
Dem nur das kot vnd wust der Welt
Fur alle andre kunst gefalt,
Vnd labt den geitzwanst sich vernarren
Am klang des golds vnd dran verstarren,
So sicht man dann die Eselsohren,
Den reichen Midis angeboren,
Die nur erquickt viel Thaler stellen,
Dann Narren horen doch gern schellen.
Labt die Centauros lust auch haben,
Wann die pferd schreien, dumlen, traben,
Die bauren, wann die huner gachsen,
So sie die Eyer horen wachsen.
Oder wann villeicht Muwt die kuh,
Der Ochs brelt vnd blaht Geyb darzu,
Wann Dauben mit den flugeln klepffen,
Da labt sie jre Lusigk schopffen,
Oder wann etwan geigt der karren,
So sie mit how vnd mist ausfahren,
Oder des treschen seind gar fro:
In bawren ghort doch haberstro
Debgleichen labt auch in die Mul
Sein jhr hochlautend Lautenspiel;
Dann (spricht man) hoffmann hort gern hiha,
Der Muller gern des Esels ja,
Vnd Seitenspiel ghort nicht in dMul.
Das ist, das sie nicht ghoret vil
Bey dollen schlamp zu vollen brudern,
Zu jhrem jauchtzen, truncknen liedern,
Dann (sagt man) von Biertranck vnd Wein
Sollen nicht nab die Seyten sein,
Sie werden sonst nicht meh erklingen,
Dann volle fab keyn thon meh bringen.
Labt Jagern auch jr hundsgeheul,
Bitz sie auch heulen mit der weil.
Labt Landtsknecht vmb die Trummen schantzen,
Hewschrecken nur den Sommer dantzen,
Vnd labt den fraab sein Busick enden,
Wann er den Bratspib horet wenden,
Vnd ein die trappen fallen ein,
Vnd schencken ein beyd bier vnd wein,
Vnd kannen klopffen, glasser brechen:
Der thon wurd sich wol an jn rechen,
Vnd jhn zerstoren leib vnd seel.
Derhalben niemand nicht erwehl
Den thauben schall der Midasgschopff
Vnd diser groben Eselskopff,
Die gar der geitz macht hie zu Thoren,
Vnd ist Syrenisch gsang den Ohren,
Das die begird sie so verfurt,
Das sinn vnd hertz drinn wird verwurt.
Dich aber, sussen Seitenklang,
Den ich aub deim gewelb empfang,
Wollen wir, die die Musas ehren
Vnd Sittlichkeyt bgeren zulehren,
Fur allen andern knall vnd schall
In wurden halten vberal.
Du solt vns einen Artz verwesen,
Der leid vnd kranckheit macht vergessen,
Soltst sein das kraut vnd Instrument,
Welchs dient fur Traurwendt vnd Nepenth.
Im leid solt du vns bringen freud,
In freud deren erinnern beid;
Du solt vns vnser geist erwecken,
Wann wir ein gutes werck volstrecken,
Vnd dein lob wollen wir verkunden,
Allweil den Athem wir empfinden;
Dann du bist aller Musick schein,
Du gliebst den Gottern nur allein;
Dich braucht der Phoebus jeder frist,
Wann er vnder den Musis ist.
Drumb werden dich die all belieben,
Die kunst belieben oder uben,
Weil kunstliches zusammen ghort,
Vnd kunst von dir auch wurd gelehrt,
Weil du mit deiner lieblichkeyt
Erinnerst vns zu jeder zeit
Auch der himmlischen subigkeit,
Da dann ist die Recht Musickfreud,
Die Lautbar ist in Ewigkeyt,
Darzu vns alles dien vnd leyt

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Ein Artliches lob der Lauten - JOHANN FISCHART