Українська та зарубіжна поезія

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An das 20. Jahrhundert

Wirf die Thore auf, Jahrhundert,
Komm herab begrubt, bewundert,
Sonnenleuchtend, Morgenklar.
Keine Krone tragst du golden,
Doch ein Kranz von duftigholden
Fruhlingsrosen schmuckt dein Haar.

Ganz verwundet, ganz zerschlagen,
Herz und Mund verdorrt von Klagen,
Ziehn wir mud im Staub einher.
Unser Aug’ erlischt in Thranen,
Unsre Seele siecht vor Sehnen,
Unser Haupt gluht fieberschwer.

Ach welch Hoffen, ach welch Sinnen,
Welch ein Jubel, welch ein Minnen
Rib uns flammend einst empor.
Die Natur zu unsern Fuben –
Wollten wir das Licht begruben,
Wo es strahlend quillt hervor.

Auf des Dampfes Sturmesflugeln
Traumten wir die Welt zu zugeln,
Allem Erdenstaub entruckt.
Alle Sorge sollte schwinden,
Liebe sich zu Liebe finden,
Alle Kluft war uberbruckt.

Traum, wie bald bist du vergangen,
Lauter Schrecknib, lauter Bangen
Hat in Nebel uns gehullt.
Unser Blut tropft aus den Poren,
Unser Mark ist eiserfroren,
Wie vom Tod sind wir erfullt.

Ob wir an des Nordmeer’s Strande
Ziehn, ob tief im Wustensande, –
Unsren Weg umheult der Streit.
Fried’ und Freude schleicht verlassen,
Und die Noth sturmt durch die Gassen,
Wild umschwarmt von Hab und Neid.

Wie zwei Bettler, frech verhohnet, –
Die wir einst so stolz gekronet –
Irren Freiheit hin und Recht.
“Heil, den Ketten, die uns binden,
Die uns ziehn und niederwinden,
Goldne Ketten!” jauchzt der Knecht.

Doch dem Aar gleich, der geblendet
Sterbend sich zur Sonne wendet,
Harren wir in Brunsten dein.
Wirf die Thore auf, Jahrhundert,
Komm herab, begrubt, bewundert,
Zeuch’ mit Morgensturmwind ein.

Wo du gehst, da bricht in Flammen
Tausendjahriger Grund zusammen,
Drauf die Knechtschaft wuchernd stand.
Und der Hoffahrt morsche Gotter
Treiben hin wie Spreu im Wetter,
Auf vom Schlafe fahrt das Land.

Wo du gehst, da offnen alle
Tiefen sich mit heibem Schwalle
Und des Abgrunds Nacht wird Tag.
Gluhend braust’s in tausend Seelen,
Erd’ und Himmel zu vermahlen,
Dringt der Geist zum Sternenhag.

Wo du gehst, quillt Lust und Segen,
Jedem Herzen rauscht’s entgegen
Wie des Lenzwinds thauig Warm.
Und der Winter geht zu Ende,
Liebend reichen sich die Hande
Stark und Krank und Reich und Arm.

Und von Ost gen Westen fahren
Boten aller Volkerschaaren –
Unsrer Fehde sei’s genug.
Kommt, den Grub uns zu erwidern,
Labt uns Bruder sein mit Brudern,
Fahr’ zur Holle Macht und Lug.

Schlagt die Cymbeln, spielt die Geigen,
Sube Madchen schlingt den Reigen,
Kranzt mit Grun den Maienbaum.
Auf, ihr Manner, Opfergluthen
Labt von allen Bergen fluthen,
Auf, vorbei ist Nacht und Traum.

Wie ein Tempel sei die Erde,
Dab der Mensch zum Gotte werde
Todesmachtig, licht und hehr.
Dab nicht Wasser und nicht Lufte,
Nicht der Zwietracht dustre Klufte
Trennen unsre Herzen mehr.

Unser Blut treibt neue Safte,
Unser Mark trinkt neue Krafte,
Unsre Adern klopfen weit.
Mit einander so zu bauen,
Einig, einig voll Vertrauen,
Heil dem Tag, der so befreit.

Wirf die Thore auf, Jahrhundert,
Komm herab, begrubt, bewundert,
Sonnenleuchtend, Morgenklar,
Keine Krone tragst du golden,
Doch ein Kranz von duftigholden
Fruhlingsrosen schmukt dein Haar.

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An das 20. Jahrhundert - HEINRICH HART