Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Vaterlandische Sonette

Die schweizerische Nationalitat

Die Sprache ist das teure Jugendland,
Darin die Volker wachsen und gedeihen,
Das Mutterhaus, wonach sie sehnend schreien,
Wenn sie verschuttet sind auf fremdem Sand!

Sie ist ein glanzend, stahlgeschmiedet Band,
Wovon Tyrannenheere nicht befreien,
Dem sich die tiefsten, reinsten Krafte weihen,
Die eine Nation je in sich fand!

Nur eines, eines ist noch machtiger:
Das ist die Freiheit, der polit’sche Glaube,
Hier springt zum Teil die harte Volkerkette!

Hier trennen sich die Strome kreuz und quer:
Versiegend schwindet der im alten Staube,
Und jener bricht sich kuhn ein neues Bette!

2

Wie ist denn wohl der Diamant entstanden
Zu seiner unverganglich festgeschlobnen Einheit,
Zu seiner ungetrubten, strahlenhellen Reinheit,
Verknupft von so viel unsichtbaren Banden?

Wenn aus der Volker Schwellen und Versanden
Ein Neues sich zu einem Ganzen einreiht,
Lieb und Bedurfnis es zum Volke einweiht,
Wo Gleichgesinnte eine Heimat fanden:

Wer will denn da noch rutteln gar und feilen?
Zu spat! zu spat! schon ist’s ein Diamant,
Der nicht mehr ist zu truben und zu teilen!

Und wenn, wie man im Edelstein erkannt,
Darin noch kleine, fremde Korper weilen,
So sind sie fest umgossen und gebannt.

3

Warnung

Ja, du bist frei, mein Volk, von Eisenketten
Und von des Vorrechts unerhorter Schande,
Kein Adel schmiedet dich in schnode Bande,
Und frohlich magst du dir im Wohlstand betten.

Doch dies kann nicht dich vor der Knechtschaft retten,
Der schwarzen, die im weiben Schafsgewande
An allen Turen horcht im weiten Lande,
Wie Unkraut sich an jedes Herz will kletten.

Wenn du nicht kuhnlich magst den Geist entbinden
Von allem Wust und totender Umhullung,
Nicht sorglich deiner eignen Einsicht pflegen:

Wird stets dein Feind die Tore offen finden,
All deiner Hoffnung raubend die Erfullung,
Dein schon begonnen Werk in Asche legen.

4

Den Konservativen

“Ist wohl ein Volk, so frei von allen Plagen
– Die andrer Nationen Erbteil sind –
Ein bluhender, gluckselig Heldenkind
Als unser Schweizervolklein zu erfragen?

Und doch so fiebrisch seine Pulse schlagen!
Fur seiner Freiheit reichen Segen blind,
Hascht ubermutig es nach eitlem Wind;
Wann enden seine undankbaren Klagen?”

So sprechen, die mit tuckischem Verlangen
Im Trummerschutt der alten Babel schleichen,
Gehullt in der Vernichtung Leichentuch!

Wir aber sprechen: “Ja, ihr falschen Schlangen,
Nur euch, nur euch gilt es noch zu erreichen,
Und aufgehoben ist der letzte Fluch!”

5

Epilog

“Das ist ein Schreier und ein dummer Prahler,
Ein muder Drescher auf gedroschnen Halmen,
Ein Rauchlein mehr in der Emporung Qualmen,
Ein Vielversprecher, jedoch schlechter Zahler!”

Gemach, gemach, Philistertrob, du kahler!
Nicht bei dir such noch find ich meine Palmen;
Sang ich gleich David auch die hehrsten Psalmen,
Sie wurden durch dein Lob um soviel schaler!

Ich geb es zu, ich habe arg geschrieen,
Als trubes Echo von geweihtern Tonen,
Und nur die gute Sache mag mich tragen!

Doch ist’s mein Herzblut, das ich ausgespieen,
Der Schlachtschrei, der beim Angriff mub erdrohnen,
Und auf ihn folgt ein scharfes stilles Schlagen!

6

Ihr nennt uns Traumer, Schwindler, junge Toren,
Wenn ehrlich wir nach Licht und Wahrheit streben:
Ja, euren Namen habt ihr uns gegeben;
So merket auf mit hochgehobnen Ohren!

Wir haben uns bescheidentlich erkoren,
Dem Volk zu lichten nur dies ird’sche Leben:
Ihr labt verhungernd es gen Himmel schweben!
Wer sind die Schwindler nun? – Ihr, alte Toren!

Und wenn die Sterne uns geheim erzahlen
Von ew’gem Fruhling, von Unsterblichkeit:
Was geht das euch denn an in unsrer Zeit?

Wir lassen uns das Sonnenlicht nicht stehlen
Noch unsre Lampe, die die Nacht erhellt:
Denn uns gehort die ganze, schone Welt!

7

Die Tellenschusse

Ob sie geschehn? das ist hier nicht zu fragen;
Die Zierde jeder Fabel ist der Sinn.
Das Mark der Wahrheit ruht hier frisch darin,
Der reife Kern von allen Volkersagen.

Es war der erste Schub ein Alleswagen,
Kind, Leib und Gut, an kostlichen Gewinn:
Blick her, Tyrann! Was ich nur hab und bin,
Will ich zum Kampf mit dir entgegentragen.

Und du kommst leer und heillos, wie du bist,
Und lassest fuhllos dir am Herzen rutteln,
Und spiegelst hohnisch dich in meinem Blut?

Und immer: Nein!? – Verlaufen ist die Frist.
Verflucht sei seines Hauptes ewig Schutteln!
O zweiter, heil’ger Schub, nun triff mir gut!

Goethe

“Nur Anmut! Ordnung!” tont es immerdar!
Wer spricht von Ordnung, wo die Berge wanken?
Wer spricht von Anmut, wahrend die Gedanken
Noch schutzlos irren mit zerrauftem Haar?

Noch kampfen wir, durchringend Jahr um Jahr!
Noch tut uns not ein scharf und unschon Zanken,
Und durch des Zeitenwaldes wirre Ranken
Glanzt noch der Zukunft Au nicht gar zu klar!

Und Goethe ist ein Kleinod, das im Kriege
Man scheu begrabt im untersten Gewolbe,
Es bergend vor der rohen Feindeshand.

Doch wenn der Feind verjagt, nach heibem Siege
Holt man mit Jubelsang herauf dasselbe
Und labt es strahlen von des Altars Rand.

Brentano, Kerner

“Was sind das fur possierliche Gesellen
In blut’gen Laken und mit Raucherpfannen?
Ob sie nach Schatzen graben? Geister bannen?
Sie lassen sonderbare Tone gellen!

Und sahst du diesem rotes Blut entquellen,
Indes dem andren stille Tranen rannen?
Sie huschen leis, gespensterhaft von dannen
Auf dieser Zeiten grundemporten Wellen.

Auch scheinen sie ein holzern Schwert zu tragen
Und um die Stirn ein uppiges Geflecht,
Wo zwischen Stroh die feinsten Rosen ragen?”

Sie ziehen gen die Sonne ins Gefecht –
‘s sind Dichter, Freund! So lab sie ungeschlagen,
Denn Dichter, weibt du, haben immer recht!

Herwegh

Schaum brausend auf! – Wir haben lang gedurstet,
Du Goldpokal, nach einem jungen Wein!
Da traf mit dir ein guter Jahrgang ein!
Wir haben bab getrunken und geburstet!

Noch ist das Land vom Schergenzaun umhurstet,
Noch ist es nur ein schmucker Totenschrein,
Der schweigend harrt auf seinen Osterschein.
Zum Wecker bist vor allen du gefurstet!

Doch wenn nach Wettergraun die Sonne lacht
Und der Damonen dunkle Schar bezwungen,
Zuruckgescheucht in ihres Ursprungs Nacht:

Dann wird dein Lied, das jetzt so stark geklungen,
Erst recht erbluhn in holder Fruhlingspracht.
Nur durch den Winter wird der Lenz errungen!

Subjektives Dichten

Erst wollte ich mit vieler Muhe flechten
‘ne lange Schnur von schlafrigen Terzinen,
Mit breitem Klatsch die Klaffer zu bedienen,
Die mit dem Ich in diesen Liedern rechten.

Der Teufel aber moge das verfechten,
Was solchen Langgeohrten krumm erschienen!
Und feige war’s, nach jedes Narren Mienen
Zu drehen sich und gar das Lied zu knechten.

Ein wunderlicher Kauz ist der Poet,
Der das, was alle andern blob empfinden,
Mit wunderlichen Worten sagen kann.

Wenn’s unter seinem Namen besser geht,
Wie moget ihr ein Ärgernis da finden,
Ihr nuchternes Geschlecht: er, sie, es, man?

Der deutsche Freiheitskrieg

Das deutsche Volk mit seinem Lowenzorn,
Wie es Vernichtung schwur dem schlimmen Franken,
Hochschwanger ging mit kuhnlichen Gedanken,
Begeistert aus der Freiheit Feuerborn,

Und wie es drauf mit scharfem Schrot und Korn
Den Feind zuruckjug uber seine Schranken,
In grober Heldeneintracht, ohne Wanken
Im Herzen stecken lieb den alten Dorn

Und dann im Jubel tat den Bund beeidigen:
Es mahnet mich an jenen narr’schen Tropf
– Das Gleichnis soll mitnichten euch beleidigen -,

Der, als die Laus ihn bib in seinem Schopf,
Sich gegen solche Plage zu verteidigen,
Mit Ingrimm kratzte an des Nachbars Kopf.

Auch an die “Ichel”

1

” Ich mach die Seelen selig, ich allein!”
Spricht Rom; lang hielt ich diesen Jammerspruch
Fur das Erbarmlichste, was je ins Buch
Der Sunde schrieb das Erdenelend ein.

Da kommet ihr, euch wurdig anzureihn,
Und sagt: “Ein Ende macht das Leichentuch!
Der Jenseitsglaube ist ein durrer Fluch,
Hier labt uns Hutten baun, hier ist gut sein!”

Auch ich glaub wandellos: Hier ist gut wohnen!
Auf! labt uns sehn, wie wir zurecht uns finden:
Die Menschenseele ist zum Gluck bestimmt!

Was aber ward aus all den Millionen,
Die bleich und siech von hinnen mubten schwinden? –
Wie unvernunftig euer Lichtlein glimmt!

2

Wer ohne Schmerz, der ist auch ohne Liebe,
Wer ohne Leid, der ist auch ohne Treu,
Und dem nur wird die Sonne wolkenfrei,
Der aus dem Dunkel ringt mit heibem Triebe.

Bei euch ist nichts als larmendes Geschiebe,
In wildem Tummel trollt ihr euch herbei
Und mebt das Erdreich ohne heil’ge Scheu,
Als ob zu hoffen kein Kolumb mehr bliebe!

Euch ist der eigne Leichnam noch nicht klar,
Ihr kennet kaum den Wurm zu euren Fuben,
Die Blume nicht, die sprobt aus eurem Grab.

Doch hupfet ihr und kront mit Stroh das Haar,
Gedankenlos als Gotter euch zu gruben;
Der Zweifel fehlt – und das bricht euch den Stab!

3

Es ist nicht Selbstsucht und nicht Eitelkeit,
Was sehnend mir das Herz grabuber tragt;
Ich glaub, was mir die schone Brucke schlagt,
Ist wohl der Stolz, der mich vom Staub befreit.

Sie ist so kurz, die grune Erdenzeit,
Unendlich aber, was den Geist bewegt!
‘s mub wenig sein, was ihr im Busen hegt,
Da ihr hier gar so satt vergnuglich seid.

Und wenn auch einst die Freiheit ist errungen,
Die Menschheit hoch wie eine Rose bluht,
Auch nicht vom kleinsten Dorne mehr umschlungen:

So ist’s ein Funke nur, der armlich spruht,
Vom Feuer der Unsterblichkeit bezwungen,
Das in des Kindes kleinem Herzen gluht.

4

Wenn ein Poet ein Stuck vom ew’gen Leben
Im Herzen tragt schon hier als Morgengabe,
Wenn in Verklarung alle Dinge schweben,
Die er beruhrt mit seinem Zauberstabe,

Und er den Blick nach dem, was uberm Grabe,
Unsterblichkeitgetrankt, nicht mag erheben:
Oh, was er auch im Rausch gesungen habe –
Euch soll es drum kein gultig Zeugnis geben.

Wenn, sonnend sich auf seinem Maienthron,
Buntschillernd eine Schlange sich erhebt,
So ist sie mit den Blumen Poesie:

Jedoch der Atheist von Profession,
Der nur vom Atheismus-Knochen lebt,
Ist eine eingefleischte Blasphemie.

Reformation

Im Bauch der Pyramide tief begraben,
In einer Mumie schwarzer Totenhand
War’s, dab man alte Weizenkorner fand,
Die dort Jahrtausende geschlummert haben.

Und prufend nahm man diese seltnen Gaben
Und sat’ sie in lebendig Ackerland;
Und sieh da, eine goldne Saat erstand,
An der sich Herz und Auge konnten laben!

So bluht die Frucht dem spaten Enkelkinde,
Die mit den Ahnen schlief in Grabesschob –
Das Sterben ist ein endlos Auferstehn!

Wer hindert nun, dab wieder man entwinde
Der Kirche Mumienhand, was sie verschlob:
Das Wort des Lebens! wieder es zu san?

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Vaterlandische Sonette - GOTTFRIED KELLER
«