Українська та зарубіжна поезія

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An Gutenstein (1)

Darf ich den Blicken traun? Unmoglich! Nein!
Ist dies das holde Tal von Gutenstein,
Das die Natur zum Landschaftssaal erwahlte;
Wo sie die wilderhabensten Gemalde,
Die marmorfest in Felsenrahmen prangen,
An saphirblauen Wanden aufgehangen?
Wo sind die Bilder, die so rein beglucken?
Auf altem Punkt doch immer neu entzucken?
Die grune Wiese, rund vom Wald begrenzt,
Die wie Smaragd auf schwarzem Grund erglanzt?
Die Felsen, deren Haupt geweiht den Sternen,
Und Aussicht bieten in die weitsten Fernen,
Wo Taler, um Bewundrung zu erringen,
In reizender Verwirrung sich verschlingen,
Wo bist du, Wallfahrtsort der muden Dulder,
Du Berg, der sanft auf moosbedeckter Schulter
In Demut tragt die stillen Klosterhallen,
Aus denen frommer Monche Lieder schallen?
Wo seid ihr, Walder, die als dunkle Brucken
Der Blick beschreitet, nach des Schneebergs Rucken?
Wo bist du selber, Riese kuhner Art,
Mit weibem Haupt und eisbehangnem Bart?
Umsonst! Dies alles ist dem Aug’ entzogen,
Es blickt durch Nacht auf wilde Wasserwogen!
Die Flut, die schonungslos der Wolk’ entquillt,
Hat Berg und Tal mit Nebel dicht umhullt,
Und was der Mensch sich muhevoll geschaffen,
Verheert Natur mit furchterlichen Waffen.
Drei Bache, klar, bis auf den Grund zu schauen,
(Den Herzen gleich, auf deren Treu zu bauen)
Die aus entfernten Bergen hier erscheinen,
Um sich im Tale bruderlich zu einen –
Sie sind emport! der unheilvolle Regen
Mubt’ endlich zur Verzweiflung sie bewegen;
Und wie der Mensch, den die Vernunft verlassen,
Sich nimmer weib in toller Wut zu fassen,
So baumen sich die aufgereizten Wellen,
Bis sie zum furchtbar wilden Strom erschwellen.
Es trieft der Berg, und seine Wasser rauschen,
Die bange Hoh’ mit Talesschlucht zu tauschen.
Dies mehrt die Flut. Der Elemente Bund
Wird auch im finstern Schob der Erde kund,
Es dringen Quellen, die bis jetzt noch schliefen,
Mit wilder Neugier aus des Tales Tiefen.
Nun drangt der Schwall sich frech in die Gemacher,
Es fluchten Arme sich auf morsche Dacher;
Vom hohen Kirchturm tont ein schaurig Lauten
Und mehrt der Szene furchtbares Bedeuten.
Bald wird der Strom die hochste Wut erreichen,
Schon bringt er losgeribner Baume Leichen.
Die Hutte wankt – sie sturzt; die Brucke kracht!
Ein Angstgeschrei dringt an das Ohr der Nacht,
Die, aufgeschreckt durch solchen Jammerton,
Selbst machtlos bebt auf ihrem schwarzen Thron,
Und nicht vermag, die Urkraft zu verletzen,
Die nur zerstort nach ewigen Gesetzen.
Der Tag bricht an, der Regen hat geendet,
Und ihre ersten goldnen Strahlen sendet
Nach langer Zeit die Sonne auf ein Bild –
Das sie bewegt, dab sie sich neu verhullt.
Ein breiter See ist nur die weite Flur,
Und tief beschamt erblickt sich die Natur.
Noch lagern Wolken auf des Schneebergs Haupt,
Das Land betrachtend, das sie so beraubt.
Der Landmann schaut aus seines Daches Kammer
Mit tiefem Leid auf allgemeinen Jammer.
Die Hutte, die er erst gestutzt, ist hin,
Das Feld zerstort, und Not ist sein Gewinn;
Sieht man des rauhen Kohlers Tranen flieben,
Kann man sein Herz dem Mitleid nicht verschlieben.
Schon zweimal hat dies Ungluck ihn besucht,
Doch er hat, gottesfurchtig, nicht verflucht
Der Elemente bosgesinntes Toben,
Und sendet glaubig seinen Blick nach oben.
So find’ ich dich nach lieblich heitern Stunden,
Mein Gutenstein, von trubem Leid umwunden,
Und alle, die sich zu ergotzen kamen,
Und sahn dein Gluck vor ihrem Aug’ erlahmen:
Verlieben dich mit nichtigem Bedauern,
Heimkehrend nach der Stadte stolzen Mauern;
Doch ich bin dir kein eigennutz’ger Freund,
Der dich nur sucht, wenn deine Sonne scheint,
Der mit dir jauchzt, wenn deine Tafel voll,
Und deinem Kummer sagt ein Lebewohl.
Ich weile noch, wenn frohe Gaste fliehn,
Weil um die Berge dustre Nebel ziehn.
Mag man mich immer einen Traumer nennen,
O durft’ ich nie von meinem Traum mich trennen.
Wohl dem, der seine Traume lange liebt!
Traum schenkt noch Gluck, wenn Wirklichkeit zerstiebt.
Was du mir bist, bist du nicht jedem wohl:
Des tiefen menschlichen Gemuts Symbol,
Denn alles, was wir Schones in uns preisen,
Hat die Natur im groben aufzuweisen.
Dies ist’s, was unwillkurlich meinen Schritt
Magnetisch stets nach deinen Bergen zieht.
Die Welt hat viele Gegenden auf Erden,
Die sich gewib noch reizender gebarden;
Doch jeder liebt das Land, das ihn geboren,
Und einen Punkt – den er sich auserkoren.
Ich habe dich gewahlt, wildschones Tal,
Und tausend Klugre teilen meine Wahl.
Doch wie sich wahre Lieb’ dadurch bewahrt,
Dab sie den Gegenstand auch reizlos ehrt,
So wurde ich dich dennoch lieb behalten,
Wollt’ sich dein Leib auf ewig mibgestalten.
Doch deinen Reizen droht noch keine Nacht,
Der Mensch ist es, den Alter elend macht.
Du schlummerst blob, dein Winter ist nur Schein;
Ein suber Schlaf, um doppelt jung zu sein.
Von dir sind ferne noch des Todes Pforten;
Dir ist kein schnell verganglich’ Los geworden,
Dab, einmal welk, du nimmer kannst erbluhn.
Auf deine Fluren wird der Fruhling ziehn;
Mit Stolz wird sich dein grunes Haupt erheben,
Durch deine Adern stromet neues Leben.
Und wenn dich wieder grubt mein heib’ Verlangen,
Wirst du mit subem Lacheln mich empfangen;
Wie einen teuern, lang ersehnten Freund,
Der’s treu und redlich in der Not gemeint.

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An Gutenstein (1) - FERDINAND RAIMUND