Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Berlin

Zum Volkerfest, auf das wir ziehn,
Zu dem die Freiheit ladet,
Wie wandelst herrlich du, Berlin!
Berlin, in Blut gebadet!
Du wandelst rubig und bestaubt
Einher in deinen Wunden!
Du wandelst hin, das bleiche Haupt
Mit Bannertuch verbunden!

Mit Tuch, von dem du jene Nacht
Geheiligt jeden Faden!
Oh, erste deutsche Fahnenwacht
Auf deutschen Barrikaden!
Du rissest es aus langer Schmach
Empor zu neuer Schone!
In einer Nacht, auf einen Schlag
Rein wuschen’s deine Sohne!

So helfe dir nun Gott, Tyrann!
Erstochen und erschossen!
Und abwarts durch die Straben rann
Ihr Blut in allen Gossen!
Arbeiterblut, Studentenblut-
Wir knirschen mit den Zahnen,
Und in die Augen treibt die Wut
Uns seltne Mannertranen!

Sie fochten dreizehn Stunden lang,
Die Erde hat gezittert!
Sie fochten ohne Sang und Klang,
Sie fochten stumm erbittert!
Da war kein Lied wie Ça ira –
Nur Schrei und Ruf und Rocheln!
Sie standen ernst und schweigend da,
Im Blut bis zu den Knocheln!

So schlaft denn wohl im kuhlen Grund,
Schlaft ewig unvergessen!
Wir konnen euch den bleichen Mund,
Die starre Hand nicht pressen!
Wir konnen euch zu Ehr’ und Zier
Mit Blumen nicht bewerfen –
Doch konnen wir und wollen wir
Die Schwerter fur euch scharfen!

Denn einen Kampf, der so begann,
Soll kein Ermatten schanden!
Ihr strittet vor, ihr finget an:
So labt denn uns vollenden!
Wir sind bereit, wir sind geschwind,
Wir treten in die Lucken!
Mit allen, die noch ubrig sind,
Die Klinge wolln wir zucken!

Denn heiben soll es nimmermehr:
Fur nichts sind sie gestorben!
Fur nichts, als was sie Tags vorher
Ertrotzt schon und erworben!
Denn keiner sage je und je:
Sie waren brav im Schieben!
Doch fehlt’ auch ihnen die Idee,
Da sie sich metzeln lieben!

Drum sollen eure Leichen nicht
Den Strom der Freiheit stauen;
Den Strom, der seine Fesseln bricht
In diesem Marzestauen!
Drum sollen sie die Stufen sein,
Die Stufen grun von Zweigen,
Auf denen wir zum Dach hinein
Der freien Zukunft steigen!

Was Manifest noch, was Bescheid!
Was Bitten noch und Geben!
Was Amnestie und Prebfreiheit –
Tod gilt es oder Leben!
Wir rucken an in kalter Ruh’,
Wir beiben die Patrone,
Wir sagen kurz: Wir oder du!
Volk heibt es oder Krone!

Dab Deutschland stark und einig sei,
Das ist auch unser Dursten!
Doch einig wird es nur, wenn frei,
Und frei nur ohne Fursten!
O Volk, ein einz’ger Tag verstrich –
Und schon von Vivats heiser?
Erst gestern lieb Er schlachten dich – –
Und heute deutscher Kaiser?!

Schmach! mit dem Blute wild verspritzt
Bei jenem freud’gen Sterben,
Mit dem jetzt mocht’ Er sich verschmitzt
Den Kaiserpurpur farben!
Allein, dab das unmoglich sei,
Dafur noch stehn wir Wache,
Dafur bleibt unser Feldgeschrei:
Hie Republik und Rache!

Wir treten in die Reiseschuh’,
Wir brechen auf schon heute!
Nun, heil’ge Freiheit, troste du
Die Mutter und die Braute!
Nun troste Weib, nun troste Kind,
Die Witwen und die Waisen –
Wie derer, die gefallen sind,
So unsre, will’s das Eisen!

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Berlin - FERDINAND FREILIGRATH
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