Українська та зарубіжна поезія

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Die kommende Sonne

“Mutter, gib mir die Sonne!”
Ibsen.

Es brennt in meinem Gehirn
Ein Traum mit gahrender Glut,
Wie hinter Vesuvius’ Felsenstirn
Der Erde fieberndes Feuerblut. –
Ich traume die kommende Sonne.

Und wie des Meeres Fluth empor
Zum lockenden Monde schwillt,
Wallt meine Seele schmachtend
Dem angebeteten Traumgebild
Entgegen – der kommenden Sonne.

In stummer Nacht, dem weichen Arm
Schlafernder Ruh entwunden,
Walz ich mich mit heibem Sehnen,
Fulle mit Grubeln zogernde Stunden
Und harre der kommenden Sonne.

Vom Lager fahr’ ich wild empor,
Wissende Bucher aufzuschlagen;
Ihr starren Zuge, labt mich lesen:
Wann wird umnachteten Volkern tagen
Die selig machende Sonne?

Es treibt mich auf die Gassen hinaus;
Da athmen die Gassen Moderluft;
Ein steinerner Sarg jedwedes Haus,
Die Stadt eine riesige Gruft. –
Erbarme dich, kommende Sonne!

Und schaudernd durch das Thor der Gruft
Flucht’ ich hinaus auf offnes Feld,
Zu spahen, ob die finstre Luft
Ein Morgenschimmer nicht erhellt.
Ich ahne die kommende Sonne.

Und sieh, des Lichtes Halme schieben
Empor vom grauen Himmelsstrande,
Wie hinter schwarzem Schildesrande
Blutige Speere sprieben.
Das sind die Speere der Sonne!

Da weicht der Drache der Verwesung
Von seinem Nest, der Volkergruft;
Er faltet die zackigen Flugel
Und kriecht entsetzt in eine Schluft. –
Preis dir, siegende Sonne!

Nun taucht am froh errothenden Himmel
Empor der rollende Feuerball.
Da zittert die Erde, da bersten
Die Riesensarge mit Donnerschall. –
Preis dir, erlosende Sonne!

Die toten Volker stehen auf
Und baden im goldig stromenden Licht;
Die Leiber bluhen schon und stark,
Und geistig strahlt das Angesicht. –
Preis dir, erweckende Sonne!

Die Erde schimmert wie eine Braut
Im Schmuck der Blumen und Seen;
Hinter uppig grunenden Hainen
Marmorhauser erstehen. –
Preis dir, verklarende Sonne!

Und aus den Thoren der Marmorstadt
Wallt des Volkes festliche Schaar,
Bringt Fahnen, selige Lieder,
Trunkene Blicke zum Opfer dar
Der entzuckenden Gottin Sonne. – –

So brennt in meinem Gehirn
Der Traum mit gahrender Glut,
Wie hinter Vesuvius’ Felsenstirn
Der Erde fieberndes Feuerblut. –
Ich traume die kommende Sonne.

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Die kommende Sonne - BRUNO WILLE