Українська та зарубіжна поезія

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Die Wanderratten

Es gibt zwei Sorten Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnugt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.
Sie wandern viele tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter halt sie auf.
Sie klimmen wohl uber die Hohen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersauft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die toten zuruck.
Es haben diese Kauze
Gar furchterliche Schnauze;
Sie tragen die Kopfe geschoren egal,
Ganz radikal, ganz rattenkahl.
Die radikale Rotte
Weib nichts von einem Gotte.
Sie lassen nicht taufen ihre Brut,
Die Weiber sind Gemeindegut.
Der sinnliche Rattenhaufen,
Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, wahrend er sauft und fribt,
Dab unsre Seele unsterblich ist.
So eine wilde Ratze,
Die furchtet nicht Holle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wunscht aufs neue zu teilen die Welt.
Die Wanderratten, o wehe!
Sie sind schon in der Nahe.
Sie rucken heran, ich hore schon
Ihr Pfeifen – die Zahl ist Legion.
O wehe! Wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Toren!
Der Burgermeister und Senat,
Sie schutteln die Kopfe, und keiner weib Rat.
Die Burgerschaft greift zu den Waffen,
Die Glocken lauten die Pfaffen.
Gefahrdet ist das Palladium
Des sittlichen Staats, das Eigentum.
Nicht Glockengelaute, nicht Pfaffengebete,
Nicht hochwohlweise Senatsdekrete,
Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfunder,
Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder!
Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste
Der abgelebten Redekunste.
Man fangt nicht Ratten mit Syllogismen,
Sie springen uber die feinsten Sophismen.
Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knodelgrunden,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Gottinger Wurst-Zitaten.
Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten,
Behaget den radikalen Rotten
Viel besser als ein Mirabeau
Und alle Redner seit Cicero.

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Die Wanderratten - HEINRICH HEINE