Українська та зарубіжна поезія

Вірші на українській мові






Die Alte vom Berge

“Siehst du die dunkelrote Scheibe, dort,
Die auf dem schwarzen Grunde schwimmt,
Das ist der Mars!
Der zog mich schon von ferner Jugend an.
Gewaltige Geschlechter wirken dort,
Oh, viel gewaltiger, als du ahnst.
Von ihnen hoff ich Rettung uns hier unten
Aus diesem truben Labyrinth.
Sieh, einen Abend war’s, als Knabe noch,
Da sah zuerst ich durch das Glas, die ferne, rote Scheibe glanzen,
Grad, wie ich dich jetzt seh, sah ich
Ein silberglanzend Etwas, wie ein Riesenschiff
Auf allerhochstem Berg am Mars
Sich langsam in das Weltall heben.
Es fiel und fiel zu uns
Und oben stieg der Mars
In graue Nebelwolken eingehullt.
So segelt’s heut noch durch den Äther her
Nun bald schon siebzig Jahr, seit ich
In diese Berge mich vergrub.
Oh, ja das Licht der Augen labt mir nach
Ich kann dem Flug des Boten des Planeten
Nicht mehr folgen
Und, ach, sonst kann es keiner sehn.
Doch sieh, ich weib an diesen Bergen wird es landen
Nicht lange mehr, dann werden von dem Bruderstern
Die Bruder mir zu Gaste sein
Den groben Tag, wo zwei Planeten sich verbrudern,
Will ich noch sehn, dann will ich gerne sterben.”
Er schwieg und sah hinauf verzuckt,
Hinauf zu seinem Stern.
Mir schien er, wie ein Zauberer ein Prophet
Und mir gelang es nicht zu lachen –
Von ungefahr, fuhr es mir durch den Sinn:
Warst du doch auch, wie dieser Mann
Und hattest diesen unerschutterlichen Glauben
An das Ideal
Und sei’s auch Wahnwitz und verruckt.

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Die Alte vom Berge - GEORG HEYM