Українська та зарубіжна поезія

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Die Kraniche des Ibykus

Zum Kampf der Wagen und Gesange,
Der auf Korinthus’ Landesenge
Der Griechen Stamme froh vereint,
Zog Ibykus, der Gotterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder suben Mund Apoll,
So wandert’ er, an leichtem Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll.

Schon winkt auf hohem Bergesrucken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwarme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Sudens Warme
In graulichtem Geschwader ziehn.

“Seid mir gegrubt, befreundte Scharen!
Die mir zur See Begleiter waren,
Zum guten Zeichen nehm ich euch,
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!”

Und munter fordert er die Schritte
Und sieht sich in des Waldes Mitte,
Da sperren, auf gedrangem Steg,
Zwei Morder plotzlich seinen Weg.
Zum Kampfe mub er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand,
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.

Er ruft die Menschen an, die Gotter,
Sein Flehen dringt zu keinem Retter,
Wie weit er auch die Stimme schickt,
Nicht Lebendes wird hier erblickt.
“So mub ich hier verlassen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch boser Buben Hand verderben,
Wo auch kein Racher mir erscheint!”

Und schwer getroffen sinkt er nieder,
Da rauscht der Kraniche Gefieder,
Er hort, schon kann er nichts mehr sehn,
Die nahen Stimmen furchtbar krahn.
“Von euch, ihr Kraniche dort oben,
Wenn keine andre Stimme spricht,
Sei meines Mordes Klag erhoben!”
Er ruft es, und sein Auge bricht.

Der nackte Leichnam wird gefunden,
Und bald, obgleich entstellt von Wunden,
Erkennt der Gastfreund in Korinth
Die Zuge, die ihm teuer sind.
“Und mub ich dich so wiederfinden,
Und hoffte mit der Fichte Kranz
Des Sangers Schlafe zu umwinden,
Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!”

Und jammernd horen’s alle Gaste,
Versammelt bei Poseidons Feste,
Ganz Griechenland ergreift der Schmerz,
Verloren hat ihn jedes Herz.
Und sturmend drangt sich zum Prytanen
Das Volk, es fordert seine Wut,
Zu rachen des Erschlagnen Manen,
Zu suhnen mit des Morders Blut.

Doch wo die Spur, die aus der Menge,
Der Volker flutendem Gedrange,
Gelocket von der Spiele Pracht,
Den schwarzen Tater kenntlich macht?
Sind’s Rauber, die ihn feig erschlagen?
Tat’s neidisch ein verborgner Feind?
Nur Helios vermag’s zu sagen,
Der alles Irdische bescheint.

Er geht vielleicht mit frechem Schritte
Jetzt eben durch der Griechen Mitte,
Und wahrend ihn die Rache sucht,
GeniePt er seines Frevels Frucht.
Auf ihres eignen Tempels Schwelle
Trotzt er vielleicht den Gottern, mengt
Sich dreist in jene Menschenwelle,
Die dort sich zum Theater drangt.

Denn Bank an Bank gedranget sitzen,
Es brechen fast der Buhne Stutzen,
Herbeigestromt von fern und nah,
Der Griechen Volker wartend da,
Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
Von Menschen wimmelnd, wachst der Bau
In weiter stets geschweiftem Bogen
Hinauf bis in des Himmels Blau.

Wer zahlt die Volker, nennt die Namen,
Die gastlich hier zusammenkamen?
Von Theseus’ Stadt, von Aulis’ Strand,
Von Phokis, vom Spartanerland,
Von Asiens entlegener Kuste,
Von allen Inseln kamen sie
Und horchen von dem Schaugeruste
Des Chores grauser Melodie,

Der streng und ernst, nach alter Sitte,
Mit langsam abgemebnem Schritte,
Hervortritt aus dem Hintergrund,
Umwandelnd des Theaters Rund.
So schreiten keine irdschen Weiber,
Die zeugete kein sterblich Haus!
Es steigt das Riesenmab der Leiber
Hoch uber menschliches hinaus.

Ein schwarzer Mantel schlagt die Lenden,
Sie schwingen in entfleischten Handen
Der Fackel dusterrote Glut,
In ihren Wangen fliebt kein Blut.
Und wo die Haare lieblich flattern,
Um Menschenstirnen freundlich wehn,
Da sieht man Schlangen hier und Nattern
Die giftgeschwollenen Bauche blahn.

Und schauerlich gedreht im Kreise
Beginnen sie des Hymnus Weise,
Der durch das Herz zerreibend dringt,
Die Bande um den Sunder schlingt.
Besinnungsraubend, herzbetorend
Schallt der Errinyen Gesang,
Er schallt, des Horers Mark verzehrend,
Und duldet nicht der Leier Klang:

Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
Bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm durfen wir nicht rachend nahn,
Er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
Des Mordes schwere Tat vollbracht,
Wir heften uns an seine Sohlen,
Das furchtbare Geschlecht der Nacht!

Und glaubt er fliehend zu entspringen,
Geflugelt sind wir da, die Schlingen
Ihm werfend um den fluchtgen Fub,
DaP er zu Boden fallen mub.
So jagen wir ihn, ohn Ermatten,
Versohnen kann uns keine Reu,
Ihn fort und fort bis zu den Schatten
Und geben ihn auch dort nicht frei.

So singend, tanzen sie den Reigen,
Und Stille wie des Todes Schweigen
Liegt uberm ganzen Hause schwer,
Als ob die Gottheit nahe war.
Und feierlich, nach alter Sitte
Umwandelnd des Theaters Rund
Mit langsam abgemePnem Schritte,
Verschwinden sie im Hintergrund.

Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet
Noch zweifelnd jede Brust und bebet
Und huldigt der furchtbarn Macht,
Die richtend im Verborgnen wacht,
Die unerforschlich, unergrundet
Des Schicksals dunklen Knauel flicht,
Dem tiefen Herzen sich verkundet,
Doch fliehet vor dem Sonnenlicht.

Da hort man auf den hochsten Stufen
Auf einmal eine Stimme rufen:
“Sieh da! Sieh da, Timotheus,
Die Kraniche des Ibykus!” –
Und finster plotzlich wird der Himmel,
Und uber dem Theater hin
Sieht man in schwarzlichtem Gewimmel
Ein Kranichheer voruberziehn.

“Des Ibykus!” – Der teure Name
Ruhrt jede Brust mit neuem Grame,
Und, wie im Meere Well auf Well,
So lauft’s von Mund zu Munde schnell:
“Des Ibykus, den wir beweinen,
Den eine Morderhand erschlug!
Was ist’s mit dem? Was kann er meinen?
Was ist’s mit diesem Kranichzug?” –

Und lauter immer wird die Frage,
Und ahnend fliegt’s mit Blitzesschlage
Durch alle Herzen. “Gebet acht!
Das ist der Eumeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Morder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den’s gerichtet war.”

Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Mocht er’s im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewubten kund.
Man reibt und schleppt sie vor den Richter,
Die Szene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bosewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.

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Die Kraniche des Ibykus - FRIEDRICH VON SCHILLER