Українська та зарубіжна поезія

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Über den Ursprung des Übels 1. Buch

Dieses Gedicht habe ich allemal mit einer vorzuglichen Liebe angesehen. Die mir wohl bekannte Rauhigkeit einiger Stellen entschuldigte ich mit der moralischen Unmoglichkeit, gewisse Vorwurfe zugleich stark und dennoch angenehm zu malen. Die lange Muhe, die ich daran gewandt und die uber ein Jahr gedauret hat, vermehrte meine Liebe, indem uns ordentlich alles lieber ist, was uns teurer zu stehen kommt. Ich unterzog mich dieser Arbeit aus Hochachtung fur einen Freund, der die Fruchte seiner reifen Tugend schon langst in der Ewigkeit geniebt. Das Ende gefiel ihm am wenigsten. Er sah esfur zu kurz, zu abgebrochen und zu unvollstandig an. Es konnen in der Tat noch bebre Ursachen fur die Mangel der Welt gesagt werden. Aber ein Dichter ist kein Weltweiser, er malt und ruhrt und erweiset nicht. Ich habe also dieses Gedichtunverandert beibehalten, ob ich wohl bei gewissen Stellen hatte wunschen mogen, dab ich die namlichen Dinge deutlicher und fliebender hatte sagen konnen. Jetzt da mir die nahe Ewigkeit alles in einem ernsthaften Lichte zeigt, finde ich, die Mittel seien unverantwortlich verschwiegen worden, die Gott zum Wiederherstellen der Seelen angewendt hat, die Menschwerdung Christi, sein Leiden, die aus der Ewigkeit uns verkundigte Wahrheit, sein Genugtun fur unsre Sunden, das uns den Zutritt zu der Begnadigung eroffnet, alles hatte gesagt werden sollen. Ich konnte wohl zur Entschuldigungsagen, die Geister seien in meinem Gedichte mit den Menschen als Knechte des Übels beschrieben, und fur die Geister habe Gott keinen Mittler geschickt. Ich konnte mich auchauf die Macht der Sunde berufen, die ungeachtet des verdienstlichen Leidens Jesu bei den Menschen herrschet. Ich fuhle aber dennoch, dab in einem Gedichte, dessen Verfasser Gottes Gerechtigkeit und Gute verteidigen wollte, alles hatte gesagt werden sollen, was Er zu unsrer Errettung getan hat. Aber damals war mein Entwurf ganz allgemein und philosophisch, und jetzt ist es mir nicht mehr moglich, ein ohnedem fast meine Krafte ubersteigendes Werk umzugieben.

Auf jenen stillen Hohen,
Woraus ein milder Strom von steten Quellen rinnt,
Bewog mich einst ein sanfter Abend-Wind,
In einem Busche stillzustehen.
Zu meinen Fuben lag ein ausgedehntes Land,
Durch seine eigne Grob umgrenzet,
Worauf das Aug kein Ende fand,
Als wo Jurassus es mit blauen Schattenkranzet.
Die Hugel decken grune Walder,
Wodurch der falbe Schein der Felder
Mit angenehmem Glanze bricht;
Dort schlangelt sich durchs Land, in unterbrochnen Stellen,
Der reinen Aare wallend Licht;
Hier lieget Nuchtlands Haupt in Fried und Zuversicht
In seinen nie erstiegnen Wallen.
Soweit das Auge reicht, herrscht Ruh und Überflub;
Selbst unterm braunen Stroh bemooster Bauren-Hutten
Wird Freiheit hier gelitten
Und nach der Muh Genub.
Mit Schafen wimmelt dort die Erde,
Davon der bunte Schwarm in Eile fribt und bleckt,
Wann dort der Rinder schwere Herde
Sich auf den weichen Rasen streckt
Und den geblumten Klee im Kauen doppelt schmeckt;
Dort springt ein freies Pferd, mit Sorgen-losem Sinn,
Durch neu-bewachsne Felder hin,
Woran es oft gepfluget,
Und jener Wald, wen labt er unvergnuget?
Wo dort im roten Glanz halbnackte Buchen gluhn
Und hier der Tannen fettes Grun
Das bleiche Moos beschattet;
Wo mancher heller Strahl auf seine Dunkelheit
Ein zitternd Licht durch rege Stellen streut
Und in verschiedner Dichtigkeit
Sich grune Nacht mit guldnem Tage gattet.
Wie angenehm ist doch der Busche Stille,
Wie angenehm ihr Widerhall,
Wann sich ein Heer gluckseliger Geschopfe
In Ruh und unbesorgter Fulle,
Vereint in einen Freudenschall!
Und jenes Baches Fall,
Der schlangelnd durch den grunen Rasen
Die schwachen Wellen murmelnd treibt
Und plotzlich, aufgelost in Schnee – und Perlen-Blasen,
Durch gahe Felsen rauschend staubt!
Auf jenem Teiche schwimmt der Sonne funkelnd Bild
Gleich einem diamantnen Schild,
Da dort das Urbild selbst vor irdischem Gesichte
In einem Strahlen-Meer sein flammend Haupt versteckt
Und, unsichtbar vor vielem Lichte,
Mit seinem Glanz sich deckt.
Dort streckt das Wetterhorn den nie beflognen Gipfel
Durch einen dunnen Wolken-Kranz;
Bestrahlt mit rosenfarbem Glanz,
Beschamt sein graues Haupt, das Schnee und Purpur schmucken,
Gemeiner Berge blauenRucken.
Ja, alles, was ich seh, des Himmels tiefe Hohen,
In deren lichtem Blau die Erde grundlos schwimmt;
Die in der Luft erhabnen weiben Seen,
Worauf durchsichtigs Gold und fluchtigs Silber glimmt;
Ja, alles, was ich seh, sind Gaben vom Geschicke!
Die Welt ist selbst gemacht zu ihrer Burger Glucke,
Ein allgemeines Wohl beseelet die Natur,
Und alles tragt des hochsten Gutes Spur!
Ich sann in sanfter Ruh dem holden Vorwurf nach,
Bis dab die Dammerung des Himmels Farben brach,
Die Ruh der Einsamkeit, die Mutter der Erfindung,
Hielt der Begriffe Reih in schliebender Verbindung,
Und nach und nach verknupft, kam mein verwirrter Sinn,
Uneinig mit sich selbst, zu diesen Worten hin:
Und dieses ist die Welt, woruber Weise klagen,
Die man zum Kerker macht, worin sich Toren plagen!
Wo mancher Mandeville des Guten Merkmalmibt,
Die Taten Bosheit wurkt und Fuhlen Leiden ist.
Wie wird mir? Mich durchlauft ein Ausgub kalter Schrecken,
Der Schauplatz unsrer Not beginnt sich aufzudecken,
Ich seh die innre Welt, sie ist der Holle gleich:
Wo Qual und Laster herrscht, ist da wohl Gottes Reich?
Hier eilt ein schwach Geschlecht, mit immer vollem Herzen
Von eingebildter Ruh und allzu wahrem Schmerzen,
Wo nagende Begier und falsche Hoffnung wallt,
Zur ernsten Ewigkeit; im kurzen Aufenthalt
Des nimmer ruhigen und nie gefuhlten Lebens
Schnappt ihr betrogner Geist nach echtem Gut vergebens.
So wie ein fetter Dunst, der aus dem Sumpfe steigt,
Dem irren Wandersmann sich zum Verfuhren zeigt:
So lockt ein fluchtig Wohl, das Wahn und Sehnsucht farben,
Von Weh zu groberm Weh, vom Kummer zum Verderben.
Nie mit sich selbst vergnugt sucht jeder aubenher
Die Ruh, die niemand ihm verschaffen kann als er;
Getrieben vom Gespenst stets hungriger Begierden
Sucht er in Arbeit Ruh und Leichterung in Burden;
Umsonst halt die Vernunft das schwache Steuer an,
Der Luste wilde See spielt mit dem leichten Kahn,
Bis der auf seichtem Sand und jener an den Klippen
Ein untreu Ufer deckt mit trocknenden Gerippen.
Wer ists, der einen Tag von Tausenden erlebt,
Den nicht in seine Brust die Reu mit Feuer grabt?
Wo ist in seltnem Stern ein Seliger geboren,
Bei dem der Schmerz sein Recht auf einen Tag verloren?
Was hilfts, dab Gott die Welt aufs angenehmste schmuckt,
Wann ein verdeckter Feind uns den Genub entruckt?
Aus unserm Herzen fliebt des Unmuts bittre Quelle;
Ein unzufriedner Sinn fuhrt bei sich seine Holle.
Noch selig, ware noch der Tage kurze Zahl
Fur uns zugleich das Mab des Lebens und der Qual!
Ach, Gott und die Vernunft gibt Grunde grobrer Schrecken,
Vor jenem Leben kann kein Grabstein uns bedecken.
Nachdem der matte Geist die Jahre seiner Acht,
Verbannt in einen Leib, mit Elend zugebracht,
Schlagt uber ihm die Not mit voller Wut zusammen,
Verzweiflung brennt in ihm mit nie geschwachten Flammen,
Und die Unsterblichkeit, das Vorrecht seiner Art,
Wird ihm zum Henker-Trank, der ihn zur Marter spart;
Im Hab mit seinem Gott, mit sich selbst ohne Frieden,
Von allem, was er liebt, auf immer abgeschieden,
Geprebt von naher Qual, geschreckt von ferner Not,
Verflucht er ewig sich und hoffet keinen Tod.
Elende Sterbliche! zur Pein erschaffne Wesen!
O dab Gott aus dem Nichts zum Sein euch auserlesen!
O dab der wuste Stoff einsamer Ewigkeit
Noch lag im oden Schlund der alten Dunkelheit!
Erbarmens-voller Gott! in einer dunkeln Stille
Regiert der Welten Kreis dein unerforschter Wille,
Dein Ratschlub ist zu hoch, sein Siegel ist zu fest,
Er liegt verwahrt in dir, wer hat ihn aufgelost?
Dies weib ich nur von dir, dein Wesen selbst ist Gute,
Von Gnad und Langmut wallt dein liebendes Gemute;
Du Sonne wirfest ja, mit gleichem Vater-Sinn,
Den holden Lebens-Strahl auf alle Wesen hin!
O Vater! Rach und Hab sind fern von deinem Herzen,
Du hast nicht Lust an Qual, noch Freud an unsern Schmerzen,
Du schufest nicht aus Zorn, die Gute war der Grund,
Weswegen eine Welt vor nichts den Vorzug fund!
Du warest nicht allein, dem du Vergnugen gonntest,
Du hiebest Wesen sein, die du beglucken konntest,
Und deine Seligkeit, die aus dir selber fliebt,
Schien dir noch seliger, sobald sie sich ergiebt.
Wie dab, o Heiliger! du dann die Welt erwahlet,
Die ewig sundiget und ewig wird gequalet?
War kein vollkommner Rib im gottlichen Begriff,
Dem der Geschopfe Gluck nicht auch entgegenlief?
Doch wo gerat ich hin? wo werd ich hingerissen?
Gott fodert ja von uns zu tun und nicht zu wissen!
Sein Will ist uns bekannt, er heibt die Laster fliehn
Und nicht, warum sie sind, vergebens sich bemuhn.
Indessen, wann ein Geist, der Gottes Wesen schandet,
Die Einfalt, die ihm traut, mit falschem Licht verblendet
Und aus der Oberhand des Lasters und der Pein
Lehrt schlieben, wie die Welt, so mub der Schopfer sein,
Soll Manes im Triumph Gott und die Wahrheit fuhren?
Soll Gott verleumdet sein und uns kein Eifer ruhren?
Ist stummer Glauben gnug, wann Irrtum kampft mit Witz,
Und ihm zu widerstehn erwarten wir den Blitz?
Nein, also hat sich noch die Wahrheit nicht verdunkelt,
Dab nicht ihr reiner Strahl durch Dampf und Nebel funkelt;
So schwach ihr Glanz auch ist, kein Irrwisch bleibt vor ihr,
Ihr Stammeln hat mehr Kraft als aller Lugen Zier.
O dab die Wahrheit selbst von ihrem Licht mir schenkte!
Dab dieses Himmels-Kind den Kiel mir selber lenkte!
Dab ihr sieghafter Schall, der durch die Herzen dringt,
Beseelte, was mein Mund ihr jetzt zu Ehren singt!

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Über den Ursprung des Übels 1. Buch - ALBRECHT VON HALLER